Warum das Leben ist wie Maibaum Aufstellen

Dies und das

Gestern habe ich zum ersten Mal zugeschaut, wie so ein Maibaum aufgestellt wurde. Ich hatte mir da nicht so viel erwartet, aber eigentlich ist das eine sehr interessante Sache. Wenn man den fertig aufgestellten Maibaum so anschaut, denkt man ja erst mal nicht darüber nach, wie der da hin gekommen ist. Aber in Wahrheit ist das alles andere als eine triviale Sache.

Dieser Baum kommt so daher und dann muss der erst mal in ein Loch. Das ist schon mal schwieriger, als es sich anhört. Dieses Loch hat die Form einer Rinne. Damit ist der Baum dann zur Seite hin schon mal stabilisiert.

Dafür muss der Stamm dann aber auch genau im richtigen Winkel in diese Rinne hinein, was nicht so einfach ist, da der Baum mit mehreren Fahrzeugen geliefert wird und nur mit Hilfe eines Radladers bewegt werden kann.

Das stimmt natürlich nicht ganz, man kann das schon auch händisch machen. Ich bezweifle aber, dass es dadurch wesentlich einfacher wird. Jedenfalls muss man dafür schon ein ordentliches Maß Geduld mitbringen. Und die ein oder andere Hecke muss auch dran glauben, wie sich gezeigt hat.

Wenn dann der Stamm im Loch ist, kann man den auch nicht einfach aufrichten. Das geht dann so in Zehn-Grad-Schritten. Und dazwischen wird immer fleißig zugeschüttet und festgeklopft. Wäre ja schon blöd, wenn der Baum dann auf die andere Seite wieder umfällt. Also da muss man schon eine Ahnung haben, was man tut. Ich hätte das nicht gekonnt. Hätte das total unterschätzt, wie viel da dahintersteckt, so einen Maibaum aufzustellen.

Und jetzt denke ich mir so – ist es nicht mit vielen Dingen so? Wie oft steckt so viel mehr dahinter, als man sehen kann? Wie oft investiert man Wissen und Erfahrung, Lebenszeit und oft Blut, Schweiß und Tränen, und am Ende kommt etwas heraus, auf das man stolz ist, dem man die Mühe aber in keiner Weise ansieht?

Wie man mit diesen Dingen umgeht, ist wohl von Mensch zu Mensch verschieden. Ich bin durchaus jemand, der zufrieden damit ist, einfach stolz auf sein Ergebnis zu sein. Ich selber bin mit meiner Leistung ja bewusst. Trotzdem ist eine gewisse Wertschätzung der eigenen Arbeit etwas, ohne dass es ab einem gewissen Punkt immer schwerer wird, sich noch zu motivieren. Es tut einfach gut, wenn man für das, was man investiert hat, ein wenig Anerkennung bekommt, welcher Natur auch immer.

Und jeder, der jetzt genau weiß, wovon ich spreche, kann gleich wieder aufhören, darüber nachzudenken, wie undankbar die Welt ist und dieses Gefühl als Anstoß nehmen, auch die Leistung anderer zukünftig mit etwas offeneren Augen zu sehen. Denn denen geht es genauso. Für mich ist jedenfalls der Maibaum an diesem Tag zu einem Symbol für sehr viel mehr geworden als nur den Frühling.

Top und Flop

Dies und das

Es gibt ja einfach immer wieder Projekte, die super laufen und einen mit Freude erfüllen und Projekte, bei denen keins von beiden der Fall ist. Um den Überblick über die Karma-Bilanz zu behalten und auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, ist es immer gut, beides im Blick zu behalten. Also hier mein Top und mein Flop der Woche.

Top

In dieser Woche habe ich mich, was Hobbys betrifft, speziell mit zwei Projekten besonders intensiv befasst. Eines davon ist ein Pullover. Ich habe zuvor noch nie einen Pullover gestrickt. Und meine bisherigen Erfolge mit mehrfarbigen Stücken waren sehr bescheiden.

Trotzdem habe ich mich für dieses Projekt von meiner on hold-Liste entschieden, ertsens weil ich damit viel Wolle verbrauche und somit Platz in der Handarbeitskiste schaffe, zweitens weil Stricken total entspannend ist und Spaß macht. Das habe ich spätestens seit der last minute-Haube (siehe hier) wieder entdeckt.

Ich stricke teilweise als Stressbewältigung. Wenn ich am Abend zu Hause bin und mir alles gerade ein bisschen über den Kopf wächst, setze ich mich erst mal hin und stricke ein bisschen. Das lässt mich wieder runterkommen. Es hilft wirklich, solange es sich um ein „angenehmes“ Stück handelt.

Und dieser Pullover ist, wie sich herausstellt, nicht nur angenehm zu stricken, die Arbeit daran macht regelrecht süchtig. Zu sehen, wie sich Reihe für Reihe das Muster herausbildet, hat etwas magisches. Man will einfach immer weiter machen. Ich habe mich immer gefragt, wie Leute es schaffen, mehrere Pullover im Jahr zu stricken, aber ja, es könnte gehen.

Mein Fortschritt ist wirklich gut. Die einzige Sorge ist, dass der Stoff aufgrund der auf der Rückseite laufenden Fäden der jeweiligen Musterfarben zu straff wird. Das ist mir nämlich schon einmal passiert. Ich ziehe also die Maschen immer extra weit auseinander bevor ich die erste Masche nach jedem Farbwechsel stricke. Hoffentlich wird dadurch nicht wiederum alles zu locker.

Aber bis jetzt schaut es sehr gut aus. Ich habe die berechtigte Hoffnung, dass der erste Teil meines Pullovers nach dem Strecken tatsächlich so ausschaut wie er soll. Dabei wäscht man den Stoff mit der Hand durch, spannt ihn in die richtige Form umd Größe, steckt ihn fest und lässt ihn so trocknen. Echte Wolle ist, was das betrifft ja recht großzügig. Die Erfahrung musste ein Freund von mir schon unfreiwillig machen, als die Ärmel des Lieblingapullovers nach dem Aufhängen am Wäscheständer plötzlich 20cm länger waren.

Hier mein Zwischenstand

Flop

Am Dienstag feiert eine Kollegin ihren Geburtstag und ich habe zugesagt, ein Geschenk aus dem 3D-Drucker beizusteuern, ein recht kompliziertes Stück.n

Natürlich habe ich zu spät angefangen und, obwohl der Drucker schon seit einer ganzen Weile nur unzuverlässig druckt, habe ich es immer wieder aufgeschoben, das Zubehör zu bestellen, mit dem man die Nozzle (Das ist die Spitze vorne, aus der das Filament rauskommt) reinigen oder tauschen könnte.

Nachdem es schon bei den ersten größeren Teilen Probleme gab, die aber alle reparierbar oder ignorierbar waren, habe ich gestern den ganzen Abend, also viereinhalb Stunden damit verbracht, immer wieder denselben Druck für die Deckplatte zu starten, dazwischen Fehlerquellen zu suchen. Ich habe den Haarspray-Trick versucht, um die Haftung zu verbessern, ich habe gelevelt, geputzt. Es hat nichts genutzt. Um Mitternacht habe ich den Hut drauf geworfen. Das bedeutet nun, dass das Geschenk eigentlich unmöglich noch rechtzeitig fertig werden kann.

Mein Partner meint, seit der 3D-Drucker im Haus ist, sei ich weniger glücklich. Ich glaube nicht, dass man das so sagen kann, aber das Frustpotenzial ist definitiv sehr hoch.

Aber gerade unter diesem Gesichtspunkt ist es wichtig, Erfolge und Misserfolge gegenüberzustellen. Es klappt nicht immer alles. Aber es geht auch nicht alles schief. Es ist ein Auf und Ab. Man darf einfach nicht aufhören, nur wenn mal was schiefgeht, denn sonst nimmt man sich die Chance auf den nächsten Erfolg.

Weihnachten war da

Dies und das

Weihnachten war da und die ganz Familie mit dazu. Der von Hollywood-Komödien als unvermeidbar suggerierte Familienstreit blieb auch heuer wieder aus – zu Weihnachten ist es bei uns eigentlich im Gegensatz zum Rest des Jahres bisher noch immer friedlich zugegangen.

Der Stress beim Dekorieren, Einkaufen, Kochen und allgemeinen Vorbereiten gehört quasi zum Fest dazu und zahlt sich schließlich auch aus. Trotzdem wäre Weihnachten ein wenig besinnlicher, wenn man nicht bis zum 23. noch arbeiten und dann alles quasi im letzten Moment erledigen müsste. Und nach der Feier bräuchte man dann eigentlich wirklich Urlaub, nur steht natürlich der Rest der Familie, der schon andere Pläne gehabt hat oder mit dem zuvor anwesenden Teil aus diversen Gründen nicht kompatibel ist, bereits in den Startlöchern, sodass es einige Tage dauert, bis die Feier dann wirklich vorbei ist. Feiern bis zum Umfallen, könnte man sagen.

Gekocht haben wir heuer übrigens etwas mehr als sonst, auf Wunsch meiner Mutter, die angeblich zu Weihnachten nie satt wird und schließlich krankheitsbedingt nicht kommen und mitessen konnte. Wahrscheinlich ist sie also heuer wieder nicht satt geworden, aber meine Schuld war das nicht.


Fertige und unfertige Geschenke

Tatsächlich sind einige der Geschenke rechtzeitig fertig geworden. Ich sage „einige“, denn obwohl jeder ein Geschenk unter dem Baum gefunden hat, ist einigen der Gäste wohl nicht bewusst, dass eigentlich etwas anderes für sie vorgesehen gewesen wäre.

Man hat ja eigentlich immer so viele gute Ideen (siehe dazu meinen vorigen Beitrag), aber Weihnachten ist dann einfach plötzlich schon da bevor man mit den Vorbereitungen fertig ist (wie auch einige Gäste, die scheinbar die Elmayer-Fibel nie gelesen haben). Einige Weihnachtsgeschenke werden also schließlich Geburtstagsgeschenke werden. Vielleicht.

Was fertig geworden ist – und das grenzt an ein Wunder – ist das Geschenk für meine Mutter, die schließlich krankheitsbedingt nicht kommen und ihr Geschenk in Empfang nehmen konnte. Es stellt sich heraus, dass man – entgegen anderweitiger Behauptungen vom anderen Ende der Couch – eine ganze Haube in einer Woche stricken kann, wenn man einfach nicht viel schläft. So entstand die Haube passend zu meiner eigenen im Partnerlook (das Zugeständnis, mit der Mutter im Partnerlook herumzulaufen ist Teil des Geschenks) rechtzeitig für die Bescherung. Nur die Mutter war nicht da.

Wenn Weihnachten geht, aber die Motivation bleibt

Nun sind diese Hauben tatsächlich fertig geworden. Da bekommt man gleich mächtig Lust, gleich auch all die anderen fertigen Projekte abzuschließen, vor Allem wenn einem beim Umzug gerade klar geworden ist, wie viele derer tatsächlich sind. Man greift also zur am nächsten liegenden Box und findet darin ein angefangenes Stickbild. Schaut auf den ersten Blick angenehm aus, viele große Flächen, da muss man nicht lange nachdenken. Kann man gemütlich beim Fernsehen machen.

Auf den zweiten Blick bin ich nicht nur begeistert davon, wie weit das Ding fortgeschritten ist und wie gut es bisher ausschaut, sondern auch Verzweifelt beim Anblick der furchtbar kleinen Stiche, die das Werk erfordert. Wie habe ich es bis hierher geschafft? Ich bräuchte eine Lupe, um meine Augen nicht anstrengen zu müssen. Gleich beim ersten Stich mache ich einen Fehler. Immerhin sieh man ihn nicht, weil er – wie alles andere – winzig ist.

Ich mache das jetzt trotzdem fertig. Weniger klein wird es nicht. Nur – hoffentlich – irgendwann weniger unfertig. Das Motiv ist übrigens an die Fahne angelehnt, die mein Lebensgefährte für seine Stadt im Spiel „Animal Crossing“ entworfen hat und diese ist wiederum ein Symbol für das gemeinsame Haus, das wir hoffen, irgendwann zu besitzen. Mal sehen, was früher fertig wird, das Bild oder das Haus.

Den Kopf voller Ideen

Dies und das

Mein letzter Eintrag ist ja schon wieder eine Weile her. Das liegt aber nicht an mangelnder Motivation, sondern eher an mangelnder Zeit. Nicht daran, dass ich nicht wüsste, worüber ich schreiben soll, sondern an einem zu Viel an Ideen. So ganz allgemein.

Also Themen, über die man schreiben könnte (und wollte), gäbe es ja genug. Auf meiner Liste stehen Klimaaktivismus, Waldsterben, Krieg, Frieden, der stetige Verfall der Gesellschaft und das Licht am Ende des Tunnels, um nur einiges zu nennen.

Aber während ich mir überlege, was ich denn über all das so schreiben könnte, fallen mir mindestens drei andere Dinge ein, die ich eigentlich auch gerne machen würde, abgesehen vom Schreiben von Blogbeiträgen.

Und all diese Überlegungen finden meistens während meiner Arbeitszeit statt, wenn sich Leerlaufphasen ergeben, die einem Zeit lassen, jede Menge Ideen zu haben, aber nicht erlauben, diese umzusetzen. Zum Beispiel während der Gangaufsicht, wenn man 15 Minuten lang den Gang auf und ab schreitet und aufpasst, dass die Schüler keinen Müll aus dem Fenster werfen oder selber hinausklettern, einander nicht blutig schlagen und keine Löcher in Wände oder Decke machen. All das ist schon vorgekommen, aber nicht unter meiner Aufsicht. Das sinnerfüllendste, das ich während einer Gangaufsicht bisher machen konnte war, dem Schulwart zu melden, dass beim Waschbecken im Mädchenklo der Abfluss verstopft ist.

Das beobachtende Auf- und Abschreiten ist zwar, wie man sieht, notwendig, aber intellektuell nicht sonderlich stimulierend. Da wird schnell der Wunsch wach, eigentlich etwas anderes zu machen. Oder, wie in meinem Fall, hundert andere Dinge.

Meine Gedanken hüpfen dann von einem zum nächsten. Endlich die Fotos vom letzten Urlaub sortieren, oder die seit drei Jahren angesammelten Baby-/Kinderfotos ins Album kleben. Stricken, Nähen, Sticken, Knüpfen, eines der zehn angefangenen Projekte fertig stellen oder doch lieber gleich ein neues anfangen. Die Acrylbilder von diesem einen Youtube-Kanal nachmalen. Die etlichen gesammelten Rezepte nachkochen und bei der Gelegenheit eigentlich auch endlich Weihnachtskekse backen. Eine der unzähligen angefangen Geschichten fertig schreiben, endlich wieder mal eine Geschichte zu einem Wettbewerb einschicken oder endlich ein Buch schreiben. Die mittlerweile mit zwei Stellen nicht mehr zählbaren Videospiele für meine an den Händen nicht mehr abzählbar vielen Spielekonsolen (PC eingeschlossen) durchspielen (oder zumindest mal anfangen). Für den Unterricht hätte ich ja auch etliche gute Ideen, die aber viel Vorbereitung bräuchten. Und meine Iaido-Kata solle ich auch trainieren, man will ja irgendwann zum zweiten Dan kommen, und Karate wäre auch mal wieder gut, und wann war ich eigentlich das letzte Mal laufen?

All diese Gedanken schießen mir dann durch den Kopf (gnädigerweise nicht alle gleichzeitig, sondern meistens zwei bis drei davon gleichzeitig), es juckt mich in den Fingern, kribbelt mich im ganzen Körper und ich wünschte, ich könnte irgendetwas von diesen Dingen tun, statt die nächsten 15 Minuten auf diesem Gang hin- und her zu spazieren. Die Motivation ist dann schon geradezu unangenehm, eben auch darum, weil ich sie in dem Moment nicht ausleben kann. Aber auch weil ich weiß, dass ich das nicht alles gleichzeitig tun kann und sich das sowieso in einem Leben nicht alles ausgeht. Ich fühle mich, als hätte ich eine Schachtel voller Hundewelpen in der Brust und man weiß genau, die Welpen sind zwar voll süß und es wäre herrlich, mit einem davon zu spielen, aber wenn man die Schachtel auch nur ein wenig öffnet, dann kommen sie alle gleichzeitig heraus, rennen überall herum und kacken alles voll. Also lässt man sie lieber zu.

Ich spüre dann in diesen Momenten, dass mein innerer Energielevel droht, so stark anzusteigen (und das auch noch ohne, dass ich in diesem Moment wenigstens die Möglichkeit hätte, diese Energie sinnvoll für irgendetwas einzusetzen), dass ich schon nach kürzester Zeit völlig ausgebrannt wäre.

Also atme ich dann einfach drei Mal tief durch, gehe weiter den Gang entlang und schaue in den nächsten Klassenraum, ob eh kein Kind unerlaubterweise ein Handy in der Hand hat.

Jack of all trades, master of none

Ich bin nicht unglücklich damit, wie es ist. Ich habe gelernt, damit zu leben. Ich habe auch gelernt, damit zu leben, dass ich alles immer nur ein bisschen mache und dafür nichts so richtig. Mit ist es lieber so. Ich möchte alles ausprobieren, das ist es, was mich wirklich erfüllt.

Deshalb gibt es diesen Blog, aber Beiträge eben nur manchmal. Deshalb geht es hier um Geschichten, Fotografie, Reisen, Musik, Handarbeiten und alles andere, um alles was ich mache. Weil ich am Ende des Tages dann doch oft noch Energie übrig habe, um zumindest ein oder zwei der Dinge zu tun, die hängengeblieben sind. Und zum Abschluss, und um die letzten Einträge aufzuholen, hier noch

Ein Überblick über die letzten Wochen

Who has a dream?

Dies und das

Den heutigen Tag habe ich in der Salzburg Arena verbracht, bei einer Aufführung des Martin Luther King Musicals, als Teil des Chores.

Das Musical ist nicht das beste, aber auch nicht das schlechteste. Der Gedanke aber, um den sich die Handlung, um den sich das Leben des Protagonisten drehte, ist es aber in jedem Fall wert, dass man sich damit beschäftigt und während der Proben hatte ich dafür auch genug Zeit.

Da gab es einen Mann, da gibt es auf dieser Welt immer wieder Menschen, die erbittert kämpfen für eine bessere Welt, die ihr ganzes Leben diesem Kampf widmen und viele Opfer bringen, die eine Inspiration für viele sind, eine Rettung für manche.Wie viel Blut, Schweiß und Tränen fließen entlang dieses Weges – und wie einfach ist es, das Werk solcher Menschen zunichte zu mache.

In der Welt, in der wir leben, gibt es Kriege, gibt es Hunger und Armut, obwohl eigentlich genug von allem für alle da wäre, würde man es gerecht verteilen. Es sterben Menschen durch die Hand anderer, es sterben und leiden Menschen durch die Entscheidung, nichts zu tun wo etwas getan werden könnte.

Beim Singen des Liedes „Ob es sich lohnt…“ fragt man sich dann tatsächlich, ob es das tut. Weil es einem vorkommt, als wäre auch der lebenslange Kampf eines Menschen für Frieden nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wieso ist der Traum von einer Welt, in der die Menschen glücklich und ohne Hass gemeinsam leben, nicht der Traum von uns allen? Warum kämpfen wir nicht alle dafür?

Das Einsetzen des Kinderchores an dieser Stelle gibt einem dann emotional den Rest, die Melodie ist ja auch so gewählt, dass sie berührt. Den Kindern wiederum hat man aber während dieser ganzen Geschichte angesehen, dass es für sie ein besonderes Erlebnis, ein ganz besonderer Abend war.

Und dann habe ich mich einfach gefreut, dass ich ein Teil dieses Projektes sein konnte, das diesen Kindern dieses wundervolle Erlebnis ermöglicht hat. Und vielleicht gehen zumindest einige der Menschen aus dem Publikum mit ähnlichen Gedanken nach Hause, wie ich sie mir gemacht habe und auch daran werde ich dann meinen Beitrag gehabt haben.

Ein Mensch kann keinen Berg versetzen. Aber wenn jeder sich eine Schaufel schnappt und anfängt zu graben, dann können viele gemeinsam es schaffen. Auch ich habe einen Traum. Den Traum, dass möglichst viele Menschen ihre Verantwortung erkennen, gemeinsam eine Welt von morgen mitzugestalten, die allen gehört. Jeder kann etwas tun. Viele kleine Gesten können einen großen Unterschied machen, sei es ein Lächeln, ein Lied, eine ausgestreckte Hand.

Machen wir aus dem einzelnen Tropfen auf dem heißen Stein den steten Tropfen, der ihn höhlt, machen wir das gemeinsam!

Deep in my heart I do believe that we shall overcome someday„.

Rad und Zahnrad

Dies und das

Ein Rad, ein neues Rad

Diese Woche habe ich mir ein Fahrrad gekauft. Zwar hatte ich mit dem Gedanken schon länger gespielt und mir auch schon vor einigen Wochen eines herausgesucht, am Ende war es aber dann doch irgendwie spontan. Da habe ich einfach beschlossen, es zu kaufen und habe es am nächsten Tag abgeholt.

Das Abholen entpuppte sich als überraschend hürdenlos. Der Dialog verlief in etwa so:
„Ich habe online ein Rad bestellt und möchte es abholen.“
„Was für eines?“
„Äh…“
„Das Jessy?“
„Ja, ich glaube.“
„Ein weißes?“
„Ja. Muss ich da was unterschreiben?“
„Nein, wenn Sie schon online gezahlt haben, dann nicht.“
„Also einfach mitnehmen?“
„Ja.“

Ich habe mich ja dann gefragt, was passiert wäre, wenn 15 Minuten später eine andere Frau das Geschäft betreten hätte, die dasselbe Rad abholen will. Schließlich musste ich weder einen Ausweis vorweisen, noch eine Bestellbestätigung, ich wurde nicht einmal nach meinem Namen gefragt. Aber gut.

Dann ging es also nach hause, ziemlich genau quer durch Wien. Nun muss man sagen, dass sich mein Wissen über Verkehrsregeln auf das beschränkt, was ich in der Volksschule gelernt habe, damit bin ich aber überraschenderweise ganz gut durch und unbeschadet nach hause gekommen.

Trotzdem habe ich mir jetzt auch eine Handy-(=Navi)-Halterung für mein Rad gekauft. Ich hatte nämlich oft Nüsse Plan, wo es (also der Radweg) weitergeht. Es gibt in Wien mehr Einbahnen als man denkt und mein Orientierungssinn ist auch nicht so klasse.

Schnee?berg

Wir waren diese Woche auch am Schneeberg, dem höchsten Berg Niederösterreichs. Mit Kind (aber ohne Kegel, warum sollte man einen Kegel mitnehmen?).

Die Menge Schnee am Schneeberg war eher bescheiden, einzelne pro forma Schneefelder hockten in ihren Mulden. Ob das für diese Jahreszeit normal ist, kann ich leider nicht sagen. Auf ein trauriges Häuflein Elend Schnee zu blicken und davor „Wasserschutzgebiet“ zu lesen und, dass hier unser (das Wiener) Trinkwasser herkommt, war schon etwas beunruhigend.

Vom Gipfel aus den Ausblick bewundernd ging mir durch den Kopf, dass diese, genau diese Aussicht etwas ist, das man sich mit genau diesem Aufstieg verdient hat. Diese Aussicht ist ein Stück vom Leben, dass andere, die unten geblieben sind, einfach nicht haben. Wenn man unten bleibt, kann man immer nur hinauf schauen. Aber wenn man sich ein bisschen anstrengt und hinaufklettert, kann man auf die Welt hinunterschauen. Das ist eine andere Perspektive, eine die man quasi durch den Aufstieg „freigeschaltet“ hat.

Und nein, das ganze auf einem Foto oder über eine Drohne zu sehen ist nicht dasselbe. Auch wenn man dasselbe Bild vor Augen haben mag, das Bild, das man sieht, ist ein völlig anderes. Man sieht ja schließlich nicht nur mit den Augen. Man sieht mit der Lunge, die die frische Luft einsaugt und sagt „Ich habe mir das verdient“, man sieht mit den pochenden Beinen, die sagen „Ich bin aus eigener Kraft hier heraufgekommen“ und man sieht mit dem Herzen, das sagt „Ich habe es geschafft“.

Auch auf diesem Ausflug habe ich die wahre Bedeutung des Wortes „malerisch“ erfahren. Denn es bot sich so manches Bild, das einfach wie geschaffen dafür war, gemalt zu werden. Es hat mich in den Fingern gejuckt, aber ich habe in Wahrheit nicht die nötigen Skills, um ein Landschaftsbild zu malen. Dieses Wissen ist abschreckend und motivierend zugleich, welche der beiden Emotionen überwiegen wird, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.

Andererseits habe ich neulich gelesen, dass man alles, was man sich vornimmt, innerhalb der nächsten 72 Stunden angehen sollte, da danach die Motivation rapide auf nahezu null sinkt. Also vielleicht doch lieber morgen entscheiden…

Fotos vom Ausflug gibt es übrigens hier.

Was kann man wirklich tun?

Dies und das

Zeitweise fühle ich mich, als würde ich die Welt durch eine Glasscheibe beobachten. Man sieht die Dinge passieren und hat keine Möglichkeit, einzugreifen. In den letzten Wochen geht es mir so, wenn ich die Nachrichten lese.
Was kann man denn wirklich tun gegen den Krieg in der Ukraine? So als Einzelner?

Bei der letzten Flüchtlingswelle habe ich gemeinsam mit meiner Handarbeitsgruppe Hauben für Flüchtlingskinder gehäkelt. Schön und gut, aber was ist schon ein Haube, wenn einem gerade alles genommen wurde? Eine nette Geste, aber kein Ersatz für das Alles.

Man ist tatsächlich oft als Einzelperson machtlos, weil die Dinge die passieren, nicht Einzelpersonen passieren, sondern einer ganzen Gesellschaft. Sie werden auch nicht von Einzelpersonen verursacht, selbst wenn wir uns das gerne einreden. Und man kann sie als Einzelperson auch nicht ändern.

Auch vielen Menschen in Russland könnte es im Moment ähnliche gehen. Nicht jeder, den die Sanktionen nun treffen, ist verantwortlich für den Krieg, viele können, zumindest jeder für sich, ebenfalls gerade nichts daran ändern, Sanktionen hin oder her.  Diese Sanktionen sind in Wahrheit nichts anderes als ein gebündelter Ausdruck unserer Hilflosigkeit. Beinahe alle Länder dieser Welt beobachten gerade die Ukraine durch eine Glasscheibe, klopfen ans Glas und rufen Putin zu, er soll aufhören.

Sind Sanktionen richtig? Ja. In jeder Form, in der sie gerade umgesetzt werden? Vielleicht nicht. Aber das Bedürfnis, etwas zu tun ist nachvollziehbar.

Fakt ist, dass die Gründe für Dinge die passieren, oft außerhalb unserer individuellen Kontrolle liegen. Weil sie weit in der Vergangenheit liegen, oder weil uns die nötige Entscheidungsgewalt fehlt. Nun könnte man argumentieren, dass es die Entscheidungen Einzelner waren, die uns zu diesem Punkt gebracht haben. Aber dass genau diese Einzelnen überhaupt entscheiden können ist, zumindest in einer Demokratie, wiederum das Werk der Gesellschaft. Die Mächtigen sind nicht alleine an die Macht gekommen. Und die Entscheidungsträger abzusetzen ist wiederum etwas, was einer alleine nicht bewirken kann, sondern nur eine ganze Gesellschaft, oder zumindest ein Kollektiv.

Teil eines großen Ganzen zu sein, dass dann doch etwas ändert, das ist natürlich möglich und schön. Aber ist das genug? Ist das alles? Spielt das Individuum in dieser Welt überhaupt eine Rolle?

Ich kann im Alleingang nicht den Krieg beenden. Ich kann auch das Coronavirus nicht ausrotten oder den Klimawandel stoppen. Ich kann zu allen diesen Dingen einen kleinen Beitrag leisten, der vielleicht, vielleicht auch nicht einen Unterschied macht.

Und hier bin ich wieder bei meiner Grundphilosophie angelangt.
Kann ich im Alleingang die großen Probleme der Welt lösen? Nein.
Kann ich im Alleingang die Welt schöner machen? Ja! Zumindest fur die Menschen um mich herum.

Man kann sehr wohl auch als Individuum etwas tun. Man kann jeden Tag so vielen Menschen wie möglich Freude bereiten, und sei es nur durch ein Lächeln. Man kann eine Stütze sein, ein Begleiter, ein Vorbild, ein kleines bisschen Sonnenschein.
Man kann ein Keim positiver Gefühle sein, die sich ausbreiten und wachsen, die Früchte tragen und sich vermehren.

Man kann nicht immer ändern, was auf der anderen Seite der Glasscheibe passiert, aber man kann auf dieser Seite der Glasscheibe anfangen und hoffen, dass das eigene Licht das Glas durchdringt.

Der unscheinbare Tod

Dies und das, Word in Progress

Was viele, die mich kennen, ahnen, aber die wenigsten wissen, ich habe einen leichten Hang zur Depression, wenn ich zu viel Zeit ohne äußerliche Routine verbringen muss.

Menschen, die mich im meine Sommerferien beneiden, kennen mich nicht. Zu sagen, neun Wochen Zwangsurlaub seien die Hölle, wäre übertrieben, aber genießen kann ich sie seit meiner Unizeit eigentlich kaum noch.

Warum das so ist, das Gefühl, jeden Tag aufs Neue nichts erreicht oder vorangebracht zu haben, ist jemandem, der es nie erlebt hat, schwer zu beschreiben. So absurd, wie es auf den ersten Blick klingen mag, ist es aber auch nicht.

Erst gestern las ich den Bericht eines Journalisten, der trotz negativem Coronatest zu zwei Wochen Quarantäne verdonnert wurde. Er beschreibt, und das schon nach wenigen Tagen, ähnliche Symptome wie ich sie in solchen Situationen bei mir selbst erlebe. Dass man in der Früh aufwacht und sich fragt, warum man sich überhaupt anziehen soll. Wenn einem bald sogar das Aufstehen sinnlos erscheint, weil man ja sowieso nichts zu tun hat.

Als ich heute bei unserer auf unbestimmte Zeit letzten Chorprobe saß, nur etwa ein Drittel von uns war anwesend die übrigen aus Vorsicht daheim geblieben, wurde mir schmerzlich bewusst, was das Virus tatsächlich für uns bedeutet. Und ich bekam die Angst, die ich davor vor dem Virus nicht gehabt hatte.

Es ist keine Angst vor Fiber, vor Husten oder überfüllten Spitalern, vor Lebensmittelknappheit oder Stromausfälle. Es ist eine Angst vor einem Sterben von Innen heraus.

Freiwillig oder nicht, befinden wir uns alle plötzlich in Quarantäne. Die Geschäfte schließen. Die Museen, Theater, Restaurants. Keine Chorprobe mehr, keine Tanzkurse, Musikstunden, kein netter Abend im Café.

Nicht nur ich habe mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass man verurteilt, teilweise beschimpft wird, wenn man noch auf die Straße geht. Wenn man seine Freunde, seine Familie trifft. Wir machen einander krank, weil wir gesund bleiben wollen.

Ich habe versucht, mit meinem Partner darüber zu sprechen. „Aber dafür geht es dir gesundheitlich gut“, hat er gesagt. Das sei viel wichtiger. Aber genau darauf wollte ich hinaus. Es geht mir nicht gut. Und nur, weil ich nicht huste, bin ich nicht gesund.

Heute habe ich gesungen, im Kreis von Freunden, habe Glück getankt, es hat gut getan. Ich habe gemerkt, dass ich genau das jetzt am meisten brauche. Aber es war das letzte Mal.

An alle, die heute zu Hause geblieben sind: anstatt Nudeln und Toilettenpapier zu bunkern, hättet ihr lieber in diese letzte Probe kommen sollen. Lebensmittel wird es auch nächste Woche noch zu kaufen geben. Es ist die Nahrung für die Seele, an der bald Knappheit herrschen wird.

Zeiten

Lyrik, Word in Progress

Erde, Wasser, Luft und Feuer

Geben dieser Welt Gestalt.

Erde ist uns lieb und teuer,

Gibt uns Heim und Unterhalt.

Weite Schluchten, tiefe Gräben,

Wie ein Herz, das viel schon sah,

Kind der Zeit, geformt vom Leben

Und noch immer wunderbar.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter,

Immer nährst du unsre Saat.

Frucht und Korn sind deine Kinder,

Unser Wohlsein deine Tat.

Gute Erde, unser Acker,

Gibst uns Nahrung, gibst uns Halt.

Krieg und Frieden trotzt du wacker,

Wie auch der Natur Gewalt.

Warum wir Masken tragen

Dies und das

Es ist ein häufiges Thema in der Kunst, sei es nun in der Literatur, der Musik, in Filmen, Mangas oder Gemälden, dass wir Masken tragen, um unsere wahren Gefühle zu verbergen.
Doch der Grund dafür ist nicht immer, dass wir unsere Gefühle nicht zeigen wollen. Oft ist der Grund auch der, dass wir genau wissen, dass die anderen unsere wahren Gefühle nicht sehen möchte.
Wenn jemand fragt: “Wie geht es dir?”, möchte er hören: “Gut, danke, und dir?” Es ist eine Floskel des höflichen Smalltalks, keine ernst gemeinte Frage. Mit der ehrlichen Antwort, dass es einem nicht so gut geht, können viele nicht wirklich umgehen, fühlen sich überrumpelt.
Noch weniger wollen sie wissen, warum es einem nicht gut geht. “Jetzt reg dich doch deshalb nicht auf”, bekommt man dann oft zurück, oder “das ist doch keine große Sache.”
“Er hat es sicher nicht so gemeint.”
“Das kann doch jedem passieren.”
“Ist doch nichts dabei.”
“Sei doch deshalb jetzt nicht schlecht drauf!”
Ja genau, die anderen wollen nicht, dass man schlecht drauf ist, sie wollen in der Illusion leben, dass alle um sie herum immer gut gelaunt sind, damit sie sich in Ruhe mit ihren eigenen Problemen befassen können. Manchmal sind andere Menschen dann sogar böse auf einen, wenn man ihnen erklärt, weshalb es einem nicht gut geht. Weil es eine Frechheit ist, dass es einem wegen “sowas” schlecht geht.
Trost findet man eher selten.
Was ich sagen will: Wer betrübt ist, in einer Welt zu leben, in der jeder Mensch eine Maske trägt, sollte zunächst einmal sich selbst fragen, ob er überhaupt bereit für das ist, was hinter all diesen Masken steckt.