Venedig 2025 – Die Biennale

Fotografie, Reisen

Wer schon einmal bei der Biennale in Venedig war, hat am eigenen Leib erlebt, dass es sich dabei nicht bloß um eine Ausstellung handelt, sondern viel mehr um eine Erfahrung. Die Biennale ist… einfach die Biennale.

Bei der Biennale di Venezia handelt es sich eigentlich um eine internatinale Kunstausstellung, die seit 1895 alle zwei Jahre in Venedig stattfindet. Seit 1980 findet in den jeweils anderen Jahren am selben Gelände die Biennale Architettura statt.

Ich selbst war das erste mal 2013 in Venedig und damals bei der Kunstbiennale, die mich auf Anhieb beeindruckt hat. 2016 bin ich dann bei meiner zweiten Venedigreise eigentlich zufällig in die Architekturbiennale gestolpert (siehe Biennale die Erste). Und da wären wir schon bei einem der Aspekte, die mich an der Biennale so begeistern – sie begegnet einem ganz unerwartet.

Neben den beiden Hauptschauplätzen, den Giardini und dem Arsenale, ist die Ausstellung nämlich auf zahlreiche Orte in der ganzen Altstadt verteilt. Man biegt um die Ecke und – plötzlich Biennale. So ging es mir bei meinem letzten Besuch auch mit den fliegenden Inseln Islands, die mitten in der Stadt in einem ehemaligen Wohnhaus untergebracht waren. So ging es uns auch heuer, als wir mitten in einem unscheinbaren und ganz und gar nicht touristischen Wohnviertel ganz plötzlich auf die Biennale stießen:

Was mich an der Biennale aber richtig begeistert, ist die Atmosphäre. Jedes teilnehmende Land kann einen eigenen Pavillion in den Giardini, einen eigenen Raum im Arselnale oder an einem der anderen Standorte gestalten. Dabei kommt auch bei der Architekturbiennale der künstlerisch-kreative Aspekt nicht zu kurz. Nicht selten betritt man einen der Ausstellungsräume und denkt sich einfach einmal „wow“.

Andere Räume sind hingegen wesentlich konventioneller gestaltet und erinnern eher an klassische Ausstellungen. Nimmt man sich die nötige Zeit, erfährt man nicht nur einiges über Architektur, sondern erhält Einblicke in spannende aktuelle Architekturprojekte auf der ganzen Welt, sowie innovative und ambitionierte Ideen für die Zukunft.

Hat man sich dem wahren Geist der Biennale einmal vollständig geöffnet, ihre Atmosphäre als Teil der eigenen Wirklichkeit akzeptiert und ist mit ihr eins geworden, ist man auf eine beinahe absurde Art absolut begeistert, wenn sich jemand traut, als Exponate nichts als einen Stapel Sessel und einen klapprigen Ventilator zur Schau zu stellen.

Ja, das ist es, was die Biennale mit einem macht.
Zum Schluss hier noch einige Eindrücke von 2025 und für Interessierte gibt es noch einige Fotos von 2016.

Die komplette Reise (Venedig 2025):
Die Anreise mit dem Nightjet
Der erste Tag
Burano
Glaskugel in Burano
Die Biennale

Venedig 2025 – Glaskugel in Burano

Fotografie, Reisen

Um auf der Insel Burano Fotos mit der Glaskugel zu machen, habe ich diese extra nach Italien mitgenommen. Die Kugel mit 10cm Durchmesser wiegt immerhin 1,3kg, ich hoffte also wirklich, dass es das wert sein würde. Und tatsächlich boten die Reihen bunter Häuser links und rechts der Kanäle ein herrliches Glaskugelmotiv.

Ich verwende die Kugel ja, unter anderem wegen ihres Gewichts, eher selten. Vielleicht gönne ich mir doch irgendwann die Mini-Variante mit 4cm.

Die Fotos mache ich mit meinem Handy, einem Samsung S22 Ultra, denn mit der Spiegelreflexkamera bin ich, so fern ich nicht zusätzlich noch das Stativ mit mir herumtrage, viel zu nah. Außerdem lässt es sich mit dem Handy wesentlich einfacher einhändig fotografieren. Der Vorteil des Stativs ist hingegen, dass man nicht jedes Mal seine Hand am Foto hat. Den Glasständer unter der Kugel kann man mit etwas Glück und Geschick sogar ganz wegretouchieren.

Meine führeren Versuche mit der Glaskugel kann man hier sehen:
Glaskugel Runde 1
Haus im Glas

Die komplette Reise (Venedig 2025):
Die Anreise mit dem Nightjet
Der erste Tag
Burano
Glaskugel in Burano
Die Biennale

Venedig 2025 – Burano

Fotografie, Reisen

Die Fahrt mit dem Vaporetto dauert sowohl von der Altstadt, als auch von Lido aus etwas weniger als eine Stunde. Man muss sich allerdings die Abfahrtszeiten anschauen, denn die beiden Bootslinien verkehren nur halbstündlich beziehungsweise stündlich.

Die Insel Burano, welche genaugenommen aus vier Einzelinseln besteht, die durch schmale Kanäle getrennt sind, ist bekannt für die Produktion von Spitzen. Dementsprechend kann man alle möglichen Textilien erwerben, die aber laut Reiseführer, großteils nicht wirklich in Burano gefertigt werden, sondern kostengünstiger andernorts. Originale Burano-Spitze ist sehr teuer. Es gibt außerdem ein entsprechendes Museum, das allerdings Montags geschlossen ist.

Ein weiterer Grund, Burano zu besuchen, sind die charakteristischen farbenprächtigen Häuser, die sich nahtlos aneinander reihen und wunderschöne Fotomotive abgeben. Man kann sich kaum satt sehen und es ist schwer, sich für ein Motiv zu entscheiden, weshalb man die Kamera während eines ersten Stadtrundgangs kaum aus der Hand legen wird. Zwischendurch kann man sich in einem der Zahlreichen Restaurants eine Pause gönnen.

Wer in Venedig ist und einen halben Tag Zeit hat, sollte Burano keinesfalls auslassen. Die Anreise ist übrigens trotz der großen Entfernung im regulären Vaporettoticket bereits inbegriffen.

Die komplette Reise (Venedig 2025):
Die Anreise mit dem Nightjet
Der erste Tag
Burano
Glaskugel in Burano
Die Biennale

Blumenfeld

Unplanquadrat

Fotografie

Diese Woche wollte ich mal wieder mit den Bildschablonen experimentieren, die mir bedarfsweise mit der Einhaltung der Drittel-Regel oder des goldenen Schnitts helfen. Die ursprüngliche Idee war, die Drittelregel auf eine Breitbildaufnahme anzuwenden.

Mit der vorhandenen Bildkomposition war dies allerdings nicht möglich, nach dem perspektivischen Entzerren (die Häuserwände erschienen an den Bildrändern schrecklich schief) wurde es nicht einfacher, im Gegenteil.

Also machte ich kurzerhand etwas ganz anderes. Ich schnitt ohne Rücksicht auf Verluste das Bild radikal so zu, dass es passte. Und plötzlich hatte ich ein Quadrat.

Das zweite Bild entstand völlig unbeabsichtigt. Ich hatte eigentlich vor, einen zweiten Versuch für meine Breitbildvariante zu starten, fügte das Bild in Gimp aber unabsichtlich so ein, dass es auf die bereits bestehende quadratische Ebene zugeschnitten wurde. Und der Bildausschnitt gefiel mir auf Anhieb total gut.

Leider störte der Laternenmast, der sich nicht brav an die Drittelregel hielt, sondern sich fast genau in der Mitte des Bildes befand. Also habe ich ihn spaßhalber mit dem Stempelwerkzeug von Gimp wegretuschiert. Natürlich erkennt man das bei genauerem Hinschauen sofort, aber für ein Instagram-Bild reicht es und es hat Spaß gemacht.

Das dritte Bild musste dann schließlich natürlich auch ein Quadrat werden. So ist im Endeffekt eine Serie aus drei Bildern entstanden, mit der ich sehr zufrieden bin.

Zum Schluss hier noch das Originalbild, aufengommen mit meinem Samsung S22 Ultra

Urlaub ohne Kamera

Fotografie, Reisen

Einmal probeweise nur mit der Handykamera in den Urlaub zu fahren, entpuppte sich als durchaus erfolgreiches Experiment. Ja, natürlich macht das Fotografieren mit Profiauarüstung einfach mehr Spaß. Aber einfach nur schnell mit einem geübten Handgriff das Handy aus der Hosentasche fischen zu müssen, wenn man ein Foto machen möchte, ist vor allem, wenn man nicht alleine unterwegs ist, durchaus praktisch. Außerdem hat man ja, insbesondere mit zwei kleinen Kindern im Schlepptau, ohnehin auch ohne Kameratasche schon genug zu schleppen – durchaus auch mal besagte Kinder.

Mein Handy ist ein Samsung Galaxy S22 Ultra und verfügt über durchaus ordentliche Kameras. Im Gegensatz zu anderen Handykameras bleibt die Bildqualität auch beim Zoomen brauchbar. Dabei wird, zoomt man erst im Zuge des Zuschneidens im Nachhinein, sogar angeboten, a la CSI die Auflösung nachträglich zu erhöhen. Des Weiteren verfügt das Gerät über die bereits zum Standard gewordene Weitwinkelfunktion. Darüber hinaus wird zur Bearbeitung der Bilder ein ganz nettes KI-Feature angeboten, dass ich bereits in einem anderen Beitrag kurz vorgestellt habe (siehe hier).

Es folgt nun eine Auswahl an Fotos, die im Urlaub am Walchsee in Tirol entstanden sind.

Mit Radanhänger um den Ring

Dies und das, Fotografie, Reisen

Ich bin ja ein Freund der längerfristigen Projekte und als solcher habe ich mir in den Kopf gesetzt, alle Radtouren aus meinem neuen Buch „Radregion Rund um Wien“ auszutesten – der Reihe nach und mit Fahrradanhänger.

Tatsächlich gibt es zwar zahlreiche Bücher, Websites und Blogs zum Thema Radfahren, wie es allerdings aussieht, wenn man als Familie mit Anhänger unterwegs ist, darüber lässt sich schon schwerer etwas finden. Das fängt damit an, dass nicht immer ersichtlich ist, ob ein Weg mit Anhänger überhaupt sinnvoll befahrbar ist, geht aber auch so weit, dass es unmöglich ist, herauszufinden, in welchen Zügen man zusätzlich zu den Fahrrädern auch einen Anhänger transportieren darf, das lässt sich nämlich laut Website der ÖBB nur beim Schalter erfragen.

Die erste Route in dem Buch lässt sich noch recht unkompliziert bewerkstelligen. Es handelt sich um eine Route einmal rund um den Ring. Nun gibt es zwar um den gesamten Ring einen gut ausgebauten Radweg. Wie einfach es ist, überhaupt zum Ring zu kommen, hängt allerdings stark davon ab, aus welcher Richtung man kommt. Ich kam über die Reichsbrücke, hatte bis zum Praterstern einen sehr angenehmen Weg. Dann geriet ich allerdings in eine riesige Baustelle, was in der Wiener Innenstadt nun mal keine Seltenheit ist. Zum Glück fahre ich mittlerweile auch im Verkehr recht entspannt, seit ich festgestellt habe, dass die Mähr vom grantigen Autofahrer eben nur das ist – eine Geschichte. Wiener sind allgemein grantig, im Auto aber auch nicht mehr als sonst.

Am Ring angekommen ging dann alles reibungslos. Ich fahre ja sehr gerne am Ring Rad, man muss nur den Verkehr ausblenden, der leider je nach Wochentag und Uhrzeit doch sehr stark ausfallen kann. Abgesehen vom Autolärm ist der Ring aber jedenfalls groß genug für alle. Neben den Autos haben Straßenbahnen, Radfahrer, Jogger und natürlich Spaziergänger Platz. Die Wiener Ringstraße ist eine Straße für alle.

Immer wieder kreuzen die für die Wiener Innenstadt typischen Fiaker den Ring. Das ist schon etwas ganz eigenes, wenn man an der roten Ampel steht und darauf wartet, dass das Pferd die Straße überquert. Die Kutschen sind zwar kein wirkliches Verkehrsmittel, sondern ein Sightseeing-Angebot für Touristen, sie sind dennoch ein gewohnter Teil des Stadtbildes.

Für seine gerade mal 5km zeigt sich der Ring als durchaus abwechslungsreiche Strecke. Während man auf dem Abschnitt zwischen Urania und Karlsplatz so richtig das Gefühl hat, durch die Stadt zu fahren, mit vielen Ampeln, hohen Häusern und allem, was dazugehört, öffnet sich der Ring dann nach rechts zum Burggarten, links zum Maria-Theresien-Platz zwischen den großen Museen, rechts zum Volksgarten, links zum Rathauspark. Das Gefühl lautet eher Außenbezirk als Innere Stadt. Schließlich erreicht man über den Schottenring den Franz-Josefs-Kai. Und wieder ist das Flair ein völlig anderes. Der Donaukanal ist mit seinen weitläufigen Graffiti-Wänden und dem gut ausgebauten Fuß-/Radweg ein Stück Wien, dem jeder Tourist einen Besuch abstatten sollte. Bei schönem Wetter kann man hier herrlich das Wasser entlang spazieren und sich auf einer der zahlreichen Bänke oder auch direkt im Gras eine Pause gönnen.

Alles in Allem hat die Tour gut funktioniert. Für sich genommen ist sie natürlich kurz, bietet sich aber als Abstecher an, falls man ohnehin durch die Stadt muss. Selbst in einem gemütlichen Tempo schafft man es in 30 bis 45 Minuten einmal rundherum. Wenn man dazwischen Fotopausen einplant, ist man mit der Ring-Route eine gute Stunde beschäftigt und hat in dieser kurzen Zeit zahlreiche Facetten der Stadt Wien gesehen. Auch der Anhänger stellte auf den gut ausgebauten Radwegen kein Hindernis dar.

Kürbisfest in Retz

Dies und das, Fotografie

Ich habe Kürbisfeste ja aus meiner Kindheit als etwas in Erinnerung, wo man durch einen Ort spaziert und auf jeder Bank sitzen Strohpuppen mit Kürbiskopf, geschnitzte Kürbisse liegen in allen Vorgärten, alles ist einfach voller Kürbisse und nett dekoriert und ab und zu gibt es dann auch irgendwo eine Kürbiscremesuppe. Vor Allem wurde alles von den Ortsansässigen organisiert. Jeder hatte damals einfach seinen eigenen Vorgarten dekoriert, dabei gab es immer wieder etwas zum Schmunzeln oder Staunen, weil jedes Haus anders aussah und es an jeder Ecke etwas zu entdecken gab.

Neu ist mir das Konzept, dass man durch eine karge, fast schon sterile Stadt in die Richtung geht, in die halt alle gehen, bis man zu einem fetten blauen Uniqa-Bogen kommt, wo man dann 8€ Eintritt bezahlt, um schließlich in einen eingezäunten Bereich geschleust zu werden, in dem es zwar auch ein paar Kürbisse, aber hauptsächlich Verkaufsstände gibt.

Man bezahlt also de facto Eintritt dafür, dass man dann bei verschiedenen Ständen Verschiedenes kaufen kann. Dabei haben die meisten Stände nicht einmal etwas mit Kürbissen zu tun. Die meisten davon kommen mir sogar recht bekannt vor, habe ich sie (oder ähnliche) doch auch schon bei anderen Veranstaltungen gesehen, die ebenfalls nichts mit Kürbissen zu tun haben. Lokale Betreiber habe ich eigentlich keine ausfindig machen können. All diese Verkäufer sind von irgendwoher angereist, um hier dieselben Dinge zu verkaufen, die sie wohl auch schon bei Mittelalterfesten, Oster- und Weihnachtsmärkten verkauft haben.

Man findet die typischen Holzartikel, gerade im Trend sind außerdem Hauben und Socken aus Alpaka-Wolle, diese bunten Reibeteller für Knoblauch gibt es auch, genauso wie Lederwaren. Von den meisten Ständen gibt es in exakt derselben Ausführung sogar mindestens zwei. Dann gibt es natürlich noch zahlreiche Buden mit Speis und Trank, wenn man Glück hat, ist sogar etwas kürbishaltiges dabei, sozusagen pro forma. Hungrig bleibt man zugegebenermaßen nicht, vorausgesetzt man hat genügend Geld in der Tasche.

Wer auf seine Kosten kommt, ist unsere Tochter. Trampolin, Karussell und Schminkzelt. Wer jetzt denkt, irgendetwas müsse doch im Eintritt von 8€ bereits inkludiert sein, der irrt. Gerade mal die Hüpfburg ist gratis, für alles andere zahlt man 6€ pro Fahrt. Was genau bekommt man also eigentlich für seine 8€? Tatsächlich nur den Zugang zu zahlreichen Möglichkeiten, mehr Geld auszugeben.

Aber eigentlich hatte ich ja Fotos machen wollen. Die Suche nach tatsächlichen Kürbisfest-Motiven entpuppte sich auf diesem Kürbisfest als wahre Challenge. Einige Aufnahmen habe ich dann doch geschafft. Ob sie die 8€ (plus 6€ mal sehr oft) wert waren, darüber kann man nachdenken, will man aber vielleicht nicht.

Alles in allem war es ein netter Nachmittag, vor Allem unsere Tochter hatte viel Spaß und möchte nächstes Jahr bestimmt wiederkommen. Schade war aber, dass das ganze doch recht generisch und lieblos wirkte. Das eingezäunte Gelände hätte man eins zu eins an jeden beliebigen Ort Österreichs packen können ohne einen Unterschied zu merken. Die Zeiten, in denen man beim Kürbisfest vor Allem den jeweiligen Ort und seine Bewohner kennenlernen konnte, sind wohl vorbei. Auch für die Einheimischen muss es schade sein, vom eigenen Kürbisfest derart ausgeschlossen zu werden, nämlich nicht nur durch die Art der Organisation, sondern tatsächlich durch einen Zaun.

Blick auf die Ortschaft Pembroke

Malta 2023 – Wanderung vom Salina Nature Reserve zu St. Julian’s Bay

Fotografie, Reisen

Es gibt da etwas, das nennt sich „Malta Costal Walk„, eine vorgeschlagene Wanderroute, um ganz Malta zu Fuß zu umrunden. Da sowieso für einen Tag unserer Reise eine Wanderung geplant war, wählte ich einen Abschnitt der Route, der von der Destination her zum an diesem Tag geplanten Abendprogramm passte, nämlich den im Costal Walk vorgeschlagenen Abschnitt 12. Das erste Stück, die Umrundung der Kleinstadt San Pawl il-Baħar, ließen wir dabei aus Zeitgründen aus. Die von uns gewählte Route habe ich in Open Street Map markiert:

Unsere Route

Wir starteten also bei den Salzfeldern des Salina Nature Reserve, die im 16. Jahrhundert am Ende der Salina Bay angelegt und um das Jahr 2010 herum mit Hilfe von EU-Fördermitteln saniert wurden. Es gibt hier ein kleines Informationszentrum, wer Glück hat, kann hier sogar Flamingos sehen. Das gelang mir zwar nicht, dafür konnte ich einen Silberreiher beim Fischen in den Salinen beobachten.

Die Salzfelder sind ein sehr netter Startpunkt für eine Wanderung, bereits nach etwa 300 Metern fragt man sich dann allerdings, wo denn nun der Wanderweg sein soll. Mindestens einen Kilometer lang versuchte ich, mit Hilfe von Google Maps und Internet den „richtigen“ Weg zu finden und gab schließlich auf. Die Wahrheit ist, ein großer Teil des von uns in Angriff genommenen Abschnitts des Wanderweges führt einen beinhart einfach nur die Autobahn entlang.

Während die Aussicht zu unserer Linken sehr malerisch war, rauschten zu unserer Rechten pausenlos Autos und Lastwagen vorbei und machten es schwer, den Spaziergang wirklich entspannend zu finden.

Um die Stimmung etwas zu heben und die suboptimal gewählte Wanderroute zu überspielen, beschloss ich, uns allen beim auf Google Maps angekündigten „Tasty Trailer“ ein Eis oder eine ähnliche Erfrischung zu gönnen. Frustrierenderweise war dieser aber, ich war beinahe nicht mehr überrascht, geschlossen.

Endlich das verdiente Eis, sowie einen Fußweg, der diese Bezeichnung auch verdient, bescherte uns schließlich der eine Ort Baħar iċ-Ċagħaq. Von dort aus kann man der gleichnamigen Straße folgen, die einen endlich von der Autobahn wegführt und etwas später in einen richtigen Wanderweg mündet.

Endlich konnten wir unsere Wanderung durch die maltesische Landschaft genießen ohne das dauernde Verkehrsrauschen und den Geruch der Straße, der den der heimischen Flora überdeckte.

Ab hier begann nun der wirklich schöne Teil unseres „Costal Walk“. Nun hatten wir nicht nur einen herrlichen Blick aufs Meer, sondern konnten auch die maltesische Landschaft und Flora bewundern. Das Flair ist hier eindeutig typisch mediterran, ein großer Teil der mehreren Hundert anzutreffenden Pflanzenarten gilt allerdings als nicht heimisch, sondern wurde im Lauf der Zeit von Menschen aus Sizilien, aber auch Nordafrika eingeschleppt oder bewusst angesiedelt. Auch das beinahe gänzliche Fehlen von Wäldern hat keine natürlichen Ursachen, sondern ist, wie auch in vielen anderen Regionen Europas, der Rodung durch den Menschen geschuldet.

Neben der charakteristische maltesischen Landschaft kann man entlang der Wanderroute auch ehemalige Befestigungsanlagen aus dem 17. Jahrhundert bestaunen, die bis in den zweiten Weltkrieg immer wieder leicht adaptiert und benutzt worden sind. Besonders blieb uns dabei der Madliena Tower in Erinnerung. Unweit dieses ursprünglich als Beobachtungsposten errichteten Turms kann man eine historische Geschosswaffe, eine Fougasse, aus nächster Nähe bestaunen. Diese konnte mit Schwarzpulver und Steinen oder Metallteilen befüllt und bei Herannahen des Feindes gezündet werden, bevor dieser die Gefahr überhaut entdeckt hatte.

Gleich daneben befindet sich ein nach wie vor genutzter Truppenübungsplatz. Das Schild, das einen vor dem Betreten des Geländes bei wehender roter Fahne, sowie dem Anfassen herumliegender Gegenstände warnt, da diese explodieren können, motiviert zu einem flotten Tempo, um das Gelände möglichst schnell hinter sich zu lassen.

Nach diesem Nervenkitzel und dem nun doch schon langen Marsch waren wir erleichtert, endlich die ersten Ausläufer der nächsten Stadt, Pembroke, vor uns zu sehen. Geradezu beschwingt schlenderten wir auf die Häuser zu. Das herrliche Gefühl, die einfache, aber abenteuerliche Wanderung bewältigt zu haben, ließ unsere Schritte schneller werden. Nach etwa drei Stunden erreichten wir dann endlich unser Ziel, den Il-Bajja ta‘ San Ġorġ in San Ġiljan.

Alles in Allem war insbesondere die zweite Hälfte dieser Etappe des „Costal Walk“ ein netter Spaziergang mit mediterranem Flair und historischen Sehenswürdigkeiten. Für die erste Hälfte würde ich allerdings empfehlen, eine alternative Route weiter landeinwärts zu suchen, das doch recht lange Stück entlang der Autobahn war aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens trotz der schönen Aussicht wenig entspannend.
Dennoch würde ich gerne wieder einmal auf Malta wandern, da das Gesamterlebnis mir doch in positiver Erinnerung geblieben ist.

Die gesamte Reise:

Malta 2023 – First Impressions
Malta 2023 – Rabat und Mdina
Malta 2023 – Zwischen Neuzeit und Gegenwart
Malta 2023 – Wanderung vom Salina Nature Reserve zu St. Julian’s Bay

Volle Fahrt voraus

Dies und das, Reisen

Ich bin auf einem Boot. Einem Segelboot. Meine Neugier auf das Segeln kommt aus den Büchern. Man sagt ja, Bücher seien das Tor zur Welt, erweitern den Horizont. Nun, das tun sie auf jeden Fall. Aber nur davon lesen, sich das Erlebnis vorzustellen, das ist für einen Abenteurer nicht genug. Und ich wäre gerne ein Abenteurer.

Also habe ich mich von meinem Partner zu einem Segeltörn überreden lassen. Eine Woche Segeln in Kroatien, immerhin ein Trainingstörn mit Lehrer und anderen Menschen – die sicher alle mehr Ahnung vom Segeln haben als ich, da kann ja nicht so viel schief gehen.

Ich wäre gern ein Abenteurer. Ob ich einer bin, steht noch nicht ganz fest. Denn in den Wochen vor der Abfahrt stieg die Nervosität. „Du hast denen eh gesagt, dass ich gar keine Ahnung von Segeln habe, oder? Die wissen das?“ fragte ich gefühlte hundert mal. Ich hatte Angst, dass ich die einzige bin, die keine Ahnung von Segeln hat, dass ich die ganze Zeit über nur im Weg sein, dass ich die ganze Zeit alles falsch machen und damit allen auf die Nerven gehen würde.

Dann war es schließlich so weit. Wir gingen an Bord. Das war der letzte Moment, in dem ich mich noch absolut fehl am Platz gefühlt habe.

Die Blue C

Das war mit einem Schlag vorbei, als es dann losging. Die Leute an Board sind alle nett, manche haben weniger Ahnung, manche mehr. Aber das ist auch gut so, denn diejenigen mit mehr Ahnung kann man um Rat und Hilfe bitten. Die anderen auch. Meine kurze Lektüre der ersten Kapitel von „Segeln für Dummies“ reicht völlig aus, um zumindest das meiste zu verstehen, was gesagt wird.

Und alle machen Fehler. Für jeden einzelnen gibt es Situationen, in denen ihm die Anspannung ins Gesicht geschrieben ist. Jeder hat noch etwas zu lernen und darum geht es hier.

Ob ich ein Abenteurer bin, weiß ich immer noch nicht. Aber wäre ich zu Hause geblieben, hätte ich mir nicht einmal die Chance dazu gegeben. In den letzten Tagen habe ich nicht nur einiges über das Segeln gelernt, sondern auch einiges über mich selbst. Dass man oft mehr schafft, als man sich zutraut, dass es aber auch in Ordnung ist, mal eine Grenze zu ziehen, wenn man von etwas überfordert ist.

Das Leben ist voller Chancen, voller Möglichkeiten. Klar kann auch mal etwas schiefgehen. Aber mal ehrlich, was ist das schlimmste das passieren kann? Sei es ein Segeltörn oder eine Weltreise, oder auch etwas ganz anderes, im schlimmsten Fall kann man fast immer jederzeit aussteigen und nach Hause gehen. Es kann und wird passieren, dass nachher nicht alles genauso ist wie vorher. Aber ist das etwas schlechtes? Das Leben ist weitergegangen und das soll es auch. Das wird es, ob du mitgehst oder nicht.

Das Leben ist voller Chancen, voller Möglichkeiten, die nur auf dich warten. Lass sie nicht vorbeiziehen. Setz die Segel und lass dich mittragen.