
Heute ging es auf dem sogenannten Bahnwanderweg vom Bahnhof Semmering bis nach Breitenstein in Niederösterreich. Die Etappe hat eine Länge von etwa 9,5km und ist bei einem flotten Tempo mit kurzen Pausen in etwa drei Stunden zu schaffen. Ein kleines Manko sind die seltenen Zugverbindungen von und nach Wien, die einen bei einem Wanderweg, bei dem es ums Bahnfahren geht, doch überraschen.
Die Fotos wurden alle mit meinem Smartphone, dem Samsung Galaxy S10 Lite aufgenommen.
Gleich nach dem Start kommt man am „Kinderbahnhof“ vorbei, einem Spielplatz in Zugform für die jüngeren Wanderer. Allgemein würde ich den Wanderweg als durchaus familienfreundlich bezeichnen, mit zu kleinen Kindern ist er aber nicht zu empfehlen, da es gegen Ende zwei Abschnitte gibt, die von der Steigung her doch etwas anspruchsvoller sind.

Schon bald entdeckt man das erste Viadukt zwischen den Blättern, das Kartnerkogel-Viadukt. Auf 16 dieser Viadukte fährt die Semmeringbahn mit einer Streckenlänge von 42km von Gloggnitz nach Mürzzuschlag. Die Bahnstrecke wurde, gemeinsam mit den Viadukten, im 19. Jahrhundert gebaut. Als erste normalspurige Gebirgsbahn Europas gilt sie als Meilenstein der europäischen Eisenbahngeschichte und wird seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe gezählt.

Die nächste Sehenswürdigkeit ist das Kurhaus Semmering, ein ehemaliges Kurhotel, das seit den 90ern nur noch für Veranstaltungen genutzt wurde und mittlerweile leer steht. Die komplette Geschichte des Gebäudes sowie Informationen zum geplanten Umbau (der allerdings momentan auf Grund eines ausstehenden Gerichtsbescheids noch in der Schwebe ist) kann man beispielsweise hier nachlesen.

Nun erreichten wir den ersten Aussichtspunkt der Wanderung, den Aussichtsturm auf der Doppelreiterwarte. Mit dem Erklimmen einiger hölzerner Stufen verdient man sich einen trauhaften Ausblick auf die umliegende Landschaft, je nach Wetterlage sogar auf Rax und Schneeberg.
Auch unser Ziel, der Ort Breitenstein mit seinem Bahnhof, ist bereits zu sehen. Doch die scheinbare Nähe trügt. Der Weg führt zunächst noch ein ganzes Stück von Breitenstein weg bevor man sich dem Ort schließlich von der Seite wieder nähert.

Nicht verpassen sollte man den 20-Schilling-Blick. Dieses Landschaftsbild schmückte bis 2002 die Rückseite des österreichischen 20-Schilling-Scheins – allerdings ohne Baukran. An dieser Stelle findet man auch eine der zahlreichen Sitzgelegenheiten, die zu einer kurzen Pause einladen.

Der Name „Bahnwanderweg“ kommt übrigens nicht nur daher, dass man sich von einem Bahnhof zum anderen bewegt. Während der Wanderung kann man immer wieder das Geräusch eines vorbeifahrenden Zuges hören und ab und zu auch einen erspähen. Der Weg schlängelt sich nämlich abwechselnd die Bahnstrecke entlang, darunter hindurch oder auch darüber hinweg. Dabei ist die Geräuschkulisse zu keiner Zeit störend, sondern im Gegenteil sehr stimmig.


Entlang der Strecke findet man im Übrigen zahlreiche Infotafeln mit Informationen zur Semmeringbahn und dem Bau der Strecke. Das Logo des Bahnwanderwegs begleitet einen und ist auf beinahe allen Wegweisern zu sehen. Schließlich ist die Hälfte der Strecke geschafft.
Das nächste Viadukt, auf das man einen guten Blick erhaschen kann, ist das Fleischmann-Viadukt im Unteren Adlitzgraben. Unter diesem führt uns unser Weg auch durch zum nächsten Rastplatz. Hier kann man auch Relikte aus der Zeit des Bahnbaus bewundern – eine stehengebliebene Hütte, in der die Arbeiter einquartiert waren, sowie einige der Werkzeuge und Geräte.



Nach einer kurzen Pause geht es zum ersten mal etwas steiler bergauf. Damit verdient man sich einen weiteren Blick auf das Fleischmann-Viadukt, diesmal von oben. Wieder erhascht man einen Blick auf den Zielort Breitenstein, doch wieder führt der Weg nicht direkt darauf zu, sondern eher darum herum.

Das nächste Viadukt, die Kalte Rinne, ist, wie man vorher bereits gesehen hat, gerade von einem Baugerüst umwickelt. Die Sanierung dieses größten Bauwerks der Semmering-Strecke wird noch bis 2024 dauern. Bis dahin ist auch der Bahnverkehr eingeschränkt.
An dieser Stelle der Wanderroute befindet sich ein kleines Museum zu Ehren von Carl Ghega, der die Semmeringbahn plante und die Bauleitung übernahm. Das Museum hat ab Mai Saison, die Öffnungszeiten sind auf der Homepage nachzulesen.

Wer noch nicht genug hat, kann gegen Ende der Wanderung noch das Krausel-Viadukt queren und einen Abstecher auf die Pollereswand (Bild oben) einlegen. Dieser ist mit etwa 1,5 Stunden veranschlagt. „Trittsicherheit und Übung im alpinen Gelände“ werden laut Informationstafel vorausgesetzt, denn von der Spitze geht es steil bergab.

Schließlich erreicht man den Ort Breitenstein. Nun hat man es endlich fast geschafft, so denkt man. Die Zeitangabe von 20 Minuten zum Bahnhof auf dem nächsten Wegweiser irritiert zunächst. Doch tatsächlich geht es ganz zum Schluss noch einmal für ein kurzes Stück weg von der Straße und richtig steil bergauf durch den Wald. Nach diesem anstrengenden Endspurt erreicht man aber das Gemeindeamt und gleich dahinter liegt der Bahnhof.
Alles in Allem war die Wanderung sehr entspannt und in den veranschlagten drei bis dreieinhalb Stunden gut zu bewältigen. Möchte man es gemütlicher angehen, gibt es auf der Strecke zahlreiche Sitzgelegenheiten und Aussichtspunkte, die zum Verweilen einladen. Sollte man sich entschieden haben, die Wanderung mit Kindern zu unternehmen und die Wartezeit auf den nächsten Zug etwas länger sein, kann man sich diese auf dem Spielplatz hinter dem Gemeindeamt vertreiben.

Eine vollständige Liste aller Viadukte der Semmeringbahn gibt es übrigens auf Wikipedia.






































