Kürbisfest in Retz

Dies und das, Fotografie

Ich habe Kürbisfeste ja aus meiner Kindheit als etwas in Erinnerung, wo man durch einen Ort spaziert und auf jeder Bank sitzen Strohpuppen mit Kürbiskopf, geschnitzte Kürbisse liegen in allen Vorgärten, alles ist einfach voller Kürbisse und nett dekoriert und ab und zu gibt es dann auch irgendwo eine Kürbiscremesuppe. Vor Allem wurde alles von den Ortsansässigen organisiert. Jeder hatte damals einfach seinen eigenen Vorgarten dekoriert, dabei gab es immer wieder etwas zum Schmunzeln oder Staunen, weil jedes Haus anders aussah und es an jeder Ecke etwas zu entdecken gab.

Neu ist mir das Konzept, dass man durch eine karge, fast schon sterile Stadt in die Richtung geht, in die halt alle gehen, bis man zu einem fetten blauen Uniqa-Bogen kommt, wo man dann 8€ Eintritt bezahlt, um schließlich in einen eingezäunten Bereich geschleust zu werden, in dem es zwar auch ein paar Kürbisse, aber hauptsächlich Verkaufsstände gibt.

Man bezahlt also de facto Eintritt dafür, dass man dann bei verschiedenen Ständen Verschiedenes kaufen kann. Dabei haben die meisten Stände nicht einmal etwas mit Kürbissen zu tun. Die meisten davon kommen mir sogar recht bekannt vor, habe ich sie (oder ähnliche) doch auch schon bei anderen Veranstaltungen gesehen, die ebenfalls nichts mit Kürbissen zu tun haben. Lokale Betreiber habe ich eigentlich keine ausfindig machen können. All diese Verkäufer sind von irgendwoher angereist, um hier dieselben Dinge zu verkaufen, die sie wohl auch schon bei Mittelalterfesten, Oster- und Weihnachtsmärkten verkauft haben.

Man findet die typischen Holzartikel, gerade im Trend sind außerdem Hauben und Socken aus Alpaka-Wolle, diese bunten Reibeteller für Knoblauch gibt es auch, genauso wie Lederwaren. Von den meisten Ständen gibt es in exakt derselben Ausführung sogar mindestens zwei. Dann gibt es natürlich noch zahlreiche Buden mit Speis und Trank, wenn man Glück hat, ist sogar etwas kürbishaltiges dabei, sozusagen pro forma. Hungrig bleibt man zugegebenermaßen nicht, vorausgesetzt man hat genügend Geld in der Tasche.

Wer auf seine Kosten kommt, ist unsere Tochter. Trampolin, Karussell und Schminkzelt. Wer jetzt denkt, irgendetwas müsse doch im Eintritt von 8€ bereits inkludiert sein, der irrt. Gerade mal die Hüpfburg ist gratis, für alles andere zahlt man 6€ pro Fahrt. Was genau bekommt man also eigentlich für seine 8€? Tatsächlich nur den Zugang zu zahlreichen Möglichkeiten, mehr Geld auszugeben.

Aber eigentlich hatte ich ja Fotos machen wollen. Die Suche nach tatsächlichen Kürbisfest-Motiven entpuppte sich auf diesem Kürbisfest als wahre Challenge. Einige Aufnahmen habe ich dann doch geschafft. Ob sie die 8€ (plus 6€ mal sehr oft) wert waren, darüber kann man nachdenken, will man aber vielleicht nicht.

Alles in allem war es ein netter Nachmittag, vor Allem unsere Tochter hatte viel Spaß und möchte nächstes Jahr bestimmt wiederkommen. Schade war aber, dass das ganze doch recht generisch und lieblos wirkte. Das eingezäunte Gelände hätte man eins zu eins an jeden beliebigen Ort Österreichs packen können ohne einen Unterschied zu merken. Die Zeiten, in denen man beim Kürbisfest vor Allem den jeweiligen Ort und seine Bewohner kennenlernen konnte, sind wohl vorbei. Auch für die Einheimischen muss es schade sein, vom eigenen Kürbisfest derart ausgeschlossen zu werden, nämlich nicht nur durch die Art der Organisation, sondern tatsächlich durch einen Zaun.

Blick auf die Ortschaft Pembroke

Malta 2023 – Wanderung vom Salina Nature Reserve zu St. Julian’s Bay

Fotografie, Reisen

Es gibt da etwas, das nennt sich „Malta Costal Walk„, eine vorgeschlagene Wanderroute, um ganz Malta zu Fuß zu umrunden. Da sowieso für einen Tag unserer Reise eine Wanderung geplant war, wählte ich einen Abschnitt der Route, der von der Destination her zum an diesem Tag geplanten Abendprogramm passte, nämlich den im Costal Walk vorgeschlagenen Abschnitt 12. Das erste Stück, die Umrundung der Kleinstadt San Pawl il-Baħar, ließen wir dabei aus Zeitgründen aus. Die von uns gewählte Route habe ich in Open Street Map markiert:

Unsere Route

Wir starteten also bei den Salzfeldern des Salina Nature Reserve, die im 16. Jahrhundert am Ende der Salina Bay angelegt und um das Jahr 2010 herum mit Hilfe von EU-Fördermitteln saniert wurden. Es gibt hier ein kleines Informationszentrum, wer Glück hat, kann hier sogar Flamingos sehen. Das gelang mir zwar nicht, dafür konnte ich einen Silberreiher beim Fischen in den Salinen beobachten.

Die Salzfelder sind ein sehr netter Startpunkt für eine Wanderung, bereits nach etwa 300 Metern fragt man sich dann allerdings, wo denn nun der Wanderweg sein soll. Mindestens einen Kilometer lang versuchte ich, mit Hilfe von Google Maps und Internet den „richtigen“ Weg zu finden und gab schließlich auf. Die Wahrheit ist, ein großer Teil des von uns in Angriff genommenen Abschnitts des Wanderweges führt einen beinhart einfach nur die Autobahn entlang.

Während die Aussicht zu unserer Linken sehr malerisch war, rauschten zu unserer Rechten pausenlos Autos und Lastwagen vorbei und machten es schwer, den Spaziergang wirklich entspannend zu finden.

Um die Stimmung etwas zu heben und die suboptimal gewählte Wanderroute zu überspielen, beschloss ich, uns allen beim auf Google Maps angekündigten „Tasty Trailer“ ein Eis oder eine ähnliche Erfrischung zu gönnen. Frustrierenderweise war dieser aber, ich war beinahe nicht mehr überrascht, geschlossen.

Endlich das verdiente Eis, sowie einen Fußweg, der diese Bezeichnung auch verdient, bescherte uns schließlich der eine Ort Baħar iċ-Ċagħaq. Von dort aus kann man der gleichnamigen Straße folgen, die einen endlich von der Autobahn wegführt und etwas später in einen richtigen Wanderweg mündet.

Endlich konnten wir unsere Wanderung durch die maltesische Landschaft genießen ohne das dauernde Verkehrsrauschen und den Geruch der Straße, der den der heimischen Flora überdeckte.

Ab hier begann nun der wirklich schöne Teil unseres „Costal Walk“. Nun hatten wir nicht nur einen herrlichen Blick aufs Meer, sondern konnten auch die maltesische Landschaft und Flora bewundern. Das Flair ist hier eindeutig typisch mediterran, ein großer Teil der mehreren Hundert anzutreffenden Pflanzenarten gilt allerdings als nicht heimisch, sondern wurde im Lauf der Zeit von Menschen aus Sizilien, aber auch Nordafrika eingeschleppt oder bewusst angesiedelt. Auch das beinahe gänzliche Fehlen von Wäldern hat keine natürlichen Ursachen, sondern ist, wie auch in vielen anderen Regionen Europas, der Rodung durch den Menschen geschuldet.

Neben der charakteristische maltesischen Landschaft kann man entlang der Wanderroute auch ehemalige Befestigungsanlagen aus dem 17. Jahrhundert bestaunen, die bis in den zweiten Weltkrieg immer wieder leicht adaptiert und benutzt worden sind. Besonders blieb uns dabei der Madliena Tower in Erinnerung. Unweit dieses ursprünglich als Beobachtungsposten errichteten Turms kann man eine historische Geschosswaffe, eine Fougasse, aus nächster Nähe bestaunen. Diese konnte mit Schwarzpulver und Steinen oder Metallteilen befüllt und bei Herannahen des Feindes gezündet werden, bevor dieser die Gefahr überhaut entdeckt hatte.

Gleich daneben befindet sich ein nach wie vor genutzter Truppenübungsplatz. Das Schild, das einen vor dem Betreten des Geländes bei wehender roter Fahne, sowie dem Anfassen herumliegender Gegenstände warnt, da diese explodieren können, motiviert zu einem flotten Tempo, um das Gelände möglichst schnell hinter sich zu lassen.

Nach diesem Nervenkitzel und dem nun doch schon langen Marsch waren wir erleichtert, endlich die ersten Ausläufer der nächsten Stadt, Pembroke, vor uns zu sehen. Geradezu beschwingt schlenderten wir auf die Häuser zu. Das herrliche Gefühl, die einfache, aber abenteuerliche Wanderung bewältigt zu haben, ließ unsere Schritte schneller werden. Nach etwa drei Stunden erreichten wir dann endlich unser Ziel, den Il-Bajja ta‘ San Ġorġ in San Ġiljan.

Alles in Allem war insbesondere die zweite Hälfte dieser Etappe des „Costal Walk“ ein netter Spaziergang mit mediterranem Flair und historischen Sehenswürdigkeiten. Für die erste Hälfte würde ich allerdings empfehlen, eine alternative Route weiter landeinwärts zu suchen, das doch recht lange Stück entlang der Autobahn war aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens trotz der schönen Aussicht wenig entspannend.
Dennoch würde ich gerne wieder einmal auf Malta wandern, da das Gesamterlebnis mir doch in positiver Erinnerung geblieben ist.

Die gesamte Reise:

Malta 2023 – First Impressions
Malta 2023 – Rabat und Mdina
Malta 2023 – Zwischen Neuzeit und Gegenwart
Malta 2023 – Wanderung vom Salina Nature Reserve zu St. Julian’s Bay

Malta 2023 – Zwischen Neuzeit und Gegenwart

Reisen

Wie überall in Malta trifft auch in der Hauptstadt Valletta Altes auf Neues. Die im 16. bis 18. Jahrhundert errichteten Festungsmauern, die die gesamte Stadt umschließen, dienen heute als Straßen, zwischen den großteils in gutem Zustand gehaltenen Häusern aus der damaligen Zeit, sieht man mehr und mehr Neubauten. Einen guten Ausblick auf die Stadt hat man von den Upper Barrakka Gardens am höchten Punkt der Peter-und-Paul-Festung. Dort befindet sich auch die Anfang des 21. Jahrhunderts renovierte Saluting Battery, wo zwei Mal täglich vor interessiertem Publikum Kanonenschüsse abgegeben werden.

Etwas abseits des Stadtzentrums bummelt man durch die für Malta typischen engen Gassen. Mehr als eine Fahrspur hat hier selten Platz, was zu Stoßzeiten beinahe täglich zu Staus auf der ganzen Insel führt. Auch die öffentlichen Busse sind daher sehr unzuverlässig. Leider gibt es keine Alternativen, das Radfahren ist auf Malta nicht sonderlich beliebt, was sicher den teils hügeligen Städten geschuldet ist, sowie der Tatsache, dass man in den engen Gassen an den Autos auch mit dem Fahrrad nur schwer vorbeikommt. Eine Lösung des Problems scheint nicht in Sicht. Dafür wird es mit der Pünktlichkeit auf der Insel auch nicht so genau genommen.

Die gesamte Reise:

Malta 2023 – First Impressions
Malta 2023 – Rabat und Mdina
Malta 2023 – Zwischen Neuzeit und Gegenwart
Malta 2023 – Wanderung vom Salina Nature Reserve zu St. Julian’s Bay

Volle Fahrt voraus

Dies und das, Reisen

Ich bin auf einem Boot. Einem Segelboot. Meine Neugier auf das Segeln kommt aus den Büchern. Man sagt ja, Bücher seien das Tor zur Welt, erweitern den Horizont. Nun, das tun sie auf jeden Fall. Aber nur davon lesen, sich das Erlebnis vorzustellen, das ist für einen Abenteurer nicht genug. Und ich wäre gerne ein Abenteurer.

Also habe ich mich von meinem Partner zu einem Segeltörn überreden lassen. Eine Woche Segeln in Kroatien, immerhin ein Trainingstörn mit Lehrer und anderen Menschen – die sicher alle mehr Ahnung vom Segeln haben als ich, da kann ja nicht so viel schief gehen.

Ich wäre gern ein Abenteurer. Ob ich einer bin, steht noch nicht ganz fest. Denn in den Wochen vor der Abfahrt stieg die Nervosität. „Du hast denen eh gesagt, dass ich gar keine Ahnung von Segeln habe, oder? Die wissen das?“ fragte ich gefühlte hundert mal. Ich hatte Angst, dass ich die einzige bin, die keine Ahnung von Segeln hat, dass ich die ganze Zeit über nur im Weg sein, dass ich die ganze Zeit alles falsch machen und damit allen auf die Nerven gehen würde.

Dann war es schließlich so weit. Wir gingen an Bord. Das war der letzte Moment, in dem ich mich noch absolut fehl am Platz gefühlt habe.

Die Blue C

Das war mit einem Schlag vorbei, als es dann losging. Die Leute an Board sind alle nett, manche haben weniger Ahnung, manche mehr. Aber das ist auch gut so, denn diejenigen mit mehr Ahnung kann man um Rat und Hilfe bitten. Die anderen auch. Meine kurze Lektüre der ersten Kapitel von „Segeln für Dummies“ reicht völlig aus, um zumindest das meiste zu verstehen, was gesagt wird.

Und alle machen Fehler. Für jeden einzelnen gibt es Situationen, in denen ihm die Anspannung ins Gesicht geschrieben ist. Jeder hat noch etwas zu lernen und darum geht es hier.

Ob ich ein Abenteurer bin, weiß ich immer noch nicht. Aber wäre ich zu Hause geblieben, hätte ich mir nicht einmal die Chance dazu gegeben. In den letzten Tagen habe ich nicht nur einiges über das Segeln gelernt, sondern auch einiges über mich selbst. Dass man oft mehr schafft, als man sich zutraut, dass es aber auch in Ordnung ist, mal eine Grenze zu ziehen, wenn man von etwas überfordert ist.

Das Leben ist voller Chancen, voller Möglichkeiten. Klar kann auch mal etwas schiefgehen. Aber mal ehrlich, was ist das schlimmste das passieren kann? Sei es ein Segeltörn oder eine Weltreise, oder auch etwas ganz anderes, im schlimmsten Fall kann man fast immer jederzeit aussteigen und nach Hause gehen. Es kann und wird passieren, dass nachher nicht alles genauso ist wie vorher. Aber ist das etwas schlechtes? Das Leben ist weitergegangen und das soll es auch. Das wird es, ob du mitgehst oder nicht.

Das Leben ist voller Chancen, voller Möglichkeiten, die nur auf dich warten. Lass sie nicht vorbeiziehen. Setz die Segel und lass dich mittragen.

Bahnwanderweg

Fotografie, Reisen

Heute ging es auf dem sogenannten Bahnwanderweg vom Bahnhof Semmering bis nach Breitenstein in Niederösterreich. Die Etappe hat eine Länge von etwa 9,5km und ist bei einem flotten Tempo mit kurzen Pausen in etwa drei Stunden zu schaffen. Ein kleines Manko sind die seltenen Zugverbindungen von und nach Wien, die einen bei einem Wanderweg, bei dem es ums Bahnfahren geht, doch überraschen.

Die Fotos wurden alle mit meinem Smartphone, dem Samsung Galaxy S10 Lite aufgenommen.

Gleich nach dem Start kommt man am „Kinderbahnhof“ vorbei, einem Spielplatz in Zugform für die jüngeren Wanderer. Allgemein würde ich den Wanderweg als durchaus familienfreundlich bezeichnen, mit zu kleinen Kindern ist er aber nicht zu empfehlen, da es gegen Ende zwei Abschnitte gibt, die von der Steigung her doch etwas anspruchsvoller sind.

Schon bald entdeckt man das erste Viadukt zwischen den Blättern, das Kartnerkogel-Viadukt. Auf 16 dieser Viadukte fährt die Semmeringbahn mit einer Streckenlänge von 42km von Gloggnitz nach Mürzzuschlag. Die Bahnstrecke wurde, gemeinsam mit den Viadukten, im 19. Jahrhundert gebaut. Als erste normalspurige Gebirgsbahn Europas gilt sie als Meilenstein der europäischen Eisenbahngeschichte und wird seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe gezählt.

Die nächste Sehenswürdigkeit ist das Kurhaus Semmering, ein ehemaliges Kurhotel, das seit den 90ern nur noch für Veranstaltungen genutzt wurde und mittlerweile leer steht. Die komplette Geschichte des Gebäudes sowie Informationen zum geplanten Umbau (der allerdings momentan auf Grund eines ausstehenden Gerichtsbescheids noch in der Schwebe ist) kann man beispielsweise hier nachlesen.

Nun erreichten wir den ersten Aussichtspunkt der Wanderung, den Aussichtsturm auf der Doppelreiterwarte. Mit dem Erklimmen einiger hölzerner Stufen verdient man sich einen trauhaften Ausblick auf die umliegende Landschaft, je nach Wetterlage sogar auf Rax und Schneeberg.

Auch unser Ziel, der Ort Breitenstein mit seinem Bahnhof, ist bereits zu sehen. Doch die scheinbare Nähe trügt. Der Weg führt zunächst noch ein ganzes Stück von Breitenstein weg bevor man sich dem Ort schließlich von der Seite wieder nähert.

Nicht verpassen sollte man den 20-Schilling-Blick. Dieses Landschaftsbild schmückte bis 2002 die Rückseite des österreichischen 20-Schilling-Scheins – allerdings ohne Baukran. An dieser Stelle findet man auch eine der zahlreichen Sitzgelegenheiten, die zu einer kurzen Pause einladen.

Der Name „Bahnwanderweg“ kommt übrigens nicht nur daher, dass man sich von einem Bahnhof zum anderen bewegt. Während der Wanderung kann man immer wieder das Geräusch eines vorbeifahrenden Zuges hören und ab und zu auch einen erspähen. Der Weg schlängelt sich nämlich abwechselnd die Bahnstrecke entlang, darunter hindurch oder auch darüber hinweg. Dabei ist die Geräuschkulisse zu keiner Zeit störend, sondern im Gegenteil sehr stimmig.

Entlang der Strecke findet man im Übrigen zahlreiche Infotafeln mit Informationen zur Semmeringbahn und dem Bau der Strecke. Das Logo des Bahnwanderwegs begleitet einen und ist auf beinahe allen Wegweisern zu sehen. Schließlich ist die Hälfte der Strecke geschafft.

Das nächste Viadukt, auf das man einen guten Blick erhaschen kann, ist das Fleischmann-Viadukt im Unteren Adlitzgraben. Unter diesem führt uns unser Weg auch durch zum nächsten Rastplatz. Hier kann man auch Relikte aus der Zeit des Bahnbaus bewundern – eine stehengebliebene Hütte, in der die Arbeiter einquartiert waren, sowie einige der Werkzeuge und Geräte.

Nach einer kurzen Pause geht es zum ersten mal etwas steiler bergauf. Damit verdient man sich einen weiteren Blick auf das Fleischmann-Viadukt, diesmal von oben. Wieder erhascht man einen Blick auf den Zielort Breitenstein, doch wieder führt der Weg nicht direkt darauf zu, sondern eher darum herum.

Das nächste Viadukt, die Kalte Rinne, ist, wie man vorher bereits gesehen hat, gerade von einem Baugerüst umwickelt. Die Sanierung dieses größten Bauwerks der Semmering-Strecke wird noch bis 2024 dauern. Bis dahin ist auch der Bahnverkehr eingeschränkt.

An dieser Stelle der Wanderroute befindet sich ein kleines Museum zu Ehren von Carl Ghega, der die Semmeringbahn plante und die Bauleitung übernahm. Das Museum hat ab Mai Saison, die Öffnungszeiten sind auf der Homepage nachzulesen.

Wer noch nicht genug hat, kann gegen Ende der Wanderung noch das Krausel-Viadukt queren und einen Abstecher auf die Pollereswand (Bild oben) einlegen. Dieser ist mit etwa 1,5 Stunden veranschlagt. „Trittsicherheit und Übung im alpinen Gelände“ werden laut Informationstafel vorausgesetzt, denn von der Spitze geht es steil bergab.

Schließlich erreicht man den Ort Breitenstein. Nun hat man es endlich fast geschafft, so denkt man. Die Zeitangabe von 20 Minuten zum Bahnhof auf dem nächsten Wegweiser irritiert zunächst. Doch tatsächlich geht es ganz zum Schluss noch einmal für ein kurzes Stück weg von der Straße und richtig steil bergauf durch den Wald. Nach diesem anstrengenden Endspurt erreicht man aber das Gemeindeamt und gleich dahinter liegt der Bahnhof.

Alles in Allem war die Wanderung sehr entspannt und in den veranschlagten drei bis dreieinhalb Stunden gut zu bewältigen. Möchte man es gemütlicher angehen, gibt es auf der Strecke zahlreiche Sitzgelegenheiten und Aussichtspunkte, die zum Verweilen einladen. Sollte man sich entschieden haben, die Wanderung mit Kindern zu unternehmen und die Wartezeit auf den nächsten Zug etwas länger sein, kann man sich diese auf dem Spielplatz hinter dem Gemeindeamt vertreiben.

Eine vollständige Liste aller Viadukte der Semmeringbahn gibt es übrigens auf Wikipedia.

Ein volles Programm

Dies und das

Heute ist Frauenlauf. Und weil ich es schon wieder bis zum letzten Moment aufgeschoben habe, meine Startnummer abzuholen, habe ich jetzt, beim Frühstück sitzend, schon eine kleine Radtour hinter mir. Die habe ich aber eigentlich sehr genossen. Sonntag früh draußen zu sein, wenn es sonst noch fast niemand ist, einfach zu genießen, dass man gesund ist, dass man sich bewegt, das ist schon ein ganz eigenes Gefühl. Und immer hin konnte ich vor Ort auch gleich ein bisschen Stimmung tanken. Ob Stimmung alleine mich zehn Kilometer weit bringt, wird sich zeigen. Trainiert habe ich, trotz guter Vorsätze, mal wieder nicht.

Diese Woche war überhaupt sehr gut gefüllt. Donnerstag Abend Chorfestival in Währing, Samstag Teezeremonie-Vorführungen im Setagaya-Park, am Mittwoch Nachmittag beziehungsweise Abend die letzten Übungsstunden für beides. Dazwischen schreibe ich an zwei Projektarbeiten, die ich ebenfalls bis zum letzten Moment aufgeschoben habe und die bis nächsten Freitag fertig sein müssen.

Aber eigentlich mag ich mein Leben so. Nach einigen Wochen, die von Unsicherheit geprägt waren, tut es gut, wenn mal wieder einfach alles läuft. Mich trennen nun noch zehn Kilometer von einer wirklich guten Woche. Also schnell noch ein paar Lama-Loops reingeschaufelt und dann geht es weiter, auf zum Endspurt.

Nachtrag

Kurz nach dem Start stieß ich auf den Pacemaker für 60 Minuten. Mein Ziel war, unter einer Stunde zu bleiben und das Tempo kam mir gemütlich und jedenfalls machbar vor. Aber bereits nach einer Minute wurde mir klar, das ist zu langsam! Nach einer Woche wie dieser muss es schneller sein. Also ließ ich den roten Luftballon hinter mir und habe am Ende eine super Zeit hingelegt. Ein erfolgreicher Abschluss für eine erfolgreiche Woche.

Warum das Leben ist wie Maibaum Aufstellen

Dies und das

Gestern habe ich zum ersten Mal zugeschaut, wie so ein Maibaum aufgestellt wurde. Ich hatte mir da nicht so viel erwartet, aber eigentlich ist das eine sehr interessante Sache. Wenn man den fertig aufgestellten Maibaum so anschaut, denkt man ja erst mal nicht darüber nach, wie der da hin gekommen ist. Aber in Wahrheit ist das alles andere als eine triviale Sache.

Dieser Baum kommt so daher und dann muss der erst mal in ein Loch. Das ist schon mal schwieriger, als es sich anhört. Dieses Loch hat die Form einer Rinne. Damit ist der Baum dann zur Seite hin schon mal stabilisiert.

Dafür muss der Stamm dann aber auch genau im richtigen Winkel in diese Rinne hinein, was nicht so einfach ist, da der Baum mit mehreren Fahrzeugen geliefert wird und nur mit Hilfe eines Radladers bewegt werden kann.

Das stimmt natürlich nicht ganz, man kann das schon auch händisch machen. Ich bezweifle aber, dass es dadurch wesentlich einfacher wird. Jedenfalls muss man dafür schon ein ordentliches Maß Geduld mitbringen. Und die ein oder andere Hecke muss auch dran glauben, wie sich gezeigt hat.

Wenn dann der Stamm im Loch ist, kann man den auch nicht einfach aufrichten. Das geht dann so in Zehn-Grad-Schritten. Und dazwischen wird immer fleißig zugeschüttet und festgeklopft. Wäre ja schon blöd, wenn der Baum dann auf die andere Seite wieder umfällt. Also da muss man schon eine Ahnung haben, was man tut. Ich hätte das nicht gekonnt. Hätte das total unterschätzt, wie viel da dahintersteckt, so einen Maibaum aufzustellen.

Und jetzt denke ich mir so – ist es nicht mit vielen Dingen so? Wie oft steckt so viel mehr dahinter, als man sehen kann? Wie oft investiert man Wissen und Erfahrung, Lebenszeit und oft Blut, Schweiß und Tränen, und am Ende kommt etwas heraus, auf das man stolz ist, dem man die Mühe aber in keiner Weise ansieht?

Wie man mit diesen Dingen umgeht, ist wohl von Mensch zu Mensch verschieden. Ich bin durchaus jemand, der zufrieden damit ist, einfach stolz auf sein Ergebnis zu sein. Ich selber bin mit meiner Leistung ja bewusst. Trotzdem ist eine gewisse Wertschätzung der eigenen Arbeit etwas, ohne dass es ab einem gewissen Punkt immer schwerer wird, sich noch zu motivieren. Es tut einfach gut, wenn man für das, was man investiert hat, ein wenig Anerkennung bekommt, welcher Natur auch immer.

Und jeder, der jetzt genau weiß, wovon ich spreche, kann gleich wieder aufhören, darüber nachzudenken, wie undankbar die Welt ist und dieses Gefühl als Anstoß nehmen, auch die Leistung anderer zukünftig mit etwas offeneren Augen zu sehen. Denn denen geht es genauso. Für mich ist jedenfalls der Maibaum an diesem Tag zu einem Symbol für sehr viel mehr geworden als nur den Frühling.

Malta 2023 – Rabat und Mdina

Reisen

Die beiden Orte waren zur Zeit der Römer, also vor etwa 2000 Jahren, eine gemeinsame befestigte Anlage mit dem Namen Melita. Die Araber teilten die Stadt später in zwei Teile, da es einfacher war, ein kleineres Gebiet zu befestigen und zu verteidigen. So bekam ein Teil den Namen Mdina (Stadt) und ist bis heute von den damals errichteten und einige Jahrhunderte später verstärkten Befestigungsmauern umgeben.

Der andere Teil bekam den Namen Rabat, was meinem Reiseführer nach so viel bedeutet wie „Wo die Pferde angebunden sind“.

Zum Zeitpunkt unseres Besuchs liefen in Rabat gerade die Vorbereitungen für den Joseftag (Feast of St. Joseph) am 19. März, in der katholischen Kirche der Hochtag des heiligen Josef und in Malta ein nationaler Feiertag.

Für diesen Tag werden die Straßen festlich dekoriert, es gibt einen Umzug mit Musik und in zahlreichen Läden entlang der Straßen lokale Spezialitäten und Erfrischungen.

Wie unser Tour Guide betonte, geht es bei diesem Fest nicht ausschließlich um Religion, sondern auch darum, zu feiern, gut zu essen und das Leben zu genießen. Entsprechend endet das mehrtägige Fest jedes Jahr mit einem großen Feuerwerk

Wie überall in Malta gibt es auch in Rabat und Mdina zahlreiche Kirchen, hier die Kollegiatskirche St. Paul in Mdina, einer der Wallfahrtsorte des Apostel Paulus.

Aus mehreren Quellen haben wir erfahren, dass es in Malta insgesamt 365 Kirchen gibt – eine für jeden tag des Jahres.
Die Bevölkerung Maltas ist überwiegend katholisch. Auch wenn die Zahlen unterschiedlicher Umfragen auseinandergehen, ist doch klar, dass sich jedenfalls über 80% zum katholischen Glauben bekennen.

Schließlich führte uns unsere Tour an das nördliche Ende von Mdina, von wo aus man einen herrlichen Ausblick auf die Insel hat. Im Fontanella Tea Garden kann man die Aussicht bei Kaffee und Kuchen genießen – am besten zu zweit, denn zumindest beim Schokoladenkuchen ist die Portion sehr großzügig – perfekt zum Teilen.

Die gesamte Reise:

Malta 2023 – First Impressions
Malta 2023 – Rabat und Mdina
Malta 2023 – Zwischen Neuzeit und Gegenwart
Malta 2023 – Wanderung vom Salina Nature Reserve zu St. Julian’s Bay

Malta 2023 – First Impressions

Reisen

Eine Sprachreise mit meiner Klasse führte mich im März 2023 für eine Woche nach Malta. Da es mein erster Aufenthalt auf der Mittelmeer-Insel war, brachte jeder Tag neue Eindrücke und natürlich zahlreiche Foto-Momente.

Sonne und Meer

Das Wetter bei unserer Ankunft war herrlich. Aus Wien mit für gewöhnlich noch unter 10°C kommend, könnte man beim Verlassen des Flughafens gleich mal mindestens zwei Schichten an Kleidung ablegen und im T-Shirt die Sonne genießen.

Am Weg vom Flughafen in den wunderschönen Ferienort Sliema bemerkt man gleich den typisch mediterranen Flair der Landschaft der Insel. Im Gegensatz zu manch anderen Mittelmeerländern kamen die vielerorts zu sehenden Palmen auf Malta sogar tatsächlich ursprünglich natürlich vor, allerdings dürfte die entsprechende Art, nämlich die Zwergpalme (Chamaerops humilis) zwischenzeitlich ausgestorben und im Nachhinein wieder ausgesetzt beziehungsweise durch andere, künstlich angesiedelte Arten ergänzt worden sein.
(Quelle: Palms of the Maltese Islands, 11.03.2023)

So oder so lassen die Palmen in Kombination mit Sonnenschein und Meer sofort ein frühsommerliches Feeling aufkommen.

Der erste Blick in den Hafen, hier vom Balkon meines Hotelzimmers im Bayview Hotel, verstärkt dieses Gefühl durch eine Aussicht auf Yachten und Ausflugsboote, die nur darauf warten, einen mitzunehmen.

Sliema – Ein Ausflug nach Balkonien

Sliema ist ein gemütlicher Ort – so lange man zu Fuß unterwegs ist. Man kann durch die beschaulichen Gässchen spazieren und erhascht immer mal wieder am Ende einer langen Straße einen Blick aufs Meer. Da die Stadt sehr hügelig ist, kann der Blick auch mal sehr weit in die Ferne schweifen, bevor er am Horizont auf das in der Sonne glitzernde Blau trifft.

Mit dem Auto stelle ich mir die Wege von A nach B ein bisschen weniger entspannt vor. Die Gassen sind großteils eng, oft einspurig, und werden dem teilweise hohen Verkehrsaufkommen zu Stoßzeiten nicht wirklich gerecht. Erst gewöhnen muss man sich auch an den Linksverkehr.

Die öffentlichen Buslinien machen auch eher unglücklich als zufrieden. Über eine Stunde Verspätung dürften zu gewissen Uhrzeiten kein Einzelfall sein. Zum Glück gibt es bei schönem Wetter immer die Alternative, zu Fuß zu gehen – die Stadt ist nicht allzu groß.

Besonders auffallend sind die bunten Balkönchen an beinahe jedem Haus – und dass in zahlreichen der Straßen.
Malta hat seit seiner ersten Besiedlung etwa 5000 v. Chr. mehrmals die Herrschaft gewechselt und ist deshalb von zahlreichen Einflüssen geprägt, was sich auch in der Sprache niederschlägt. Maltesisch ist ursprünglich aus dem Arabischen entstanden, hat sich aber durch italienischen, französischen und britischen Einfluss im Lauf der Zeit stark verändert.

Die Balkone stammen wahrscheinlich aus der Zeit der arabischen Herrschaft im 9. bis 11. Jahrhundert n. Chr.

Die gesamte Reise:

Malta 2023 – First Impressions
Malta 2023 – Rabat und Mdina
Malta 2023 – Zwischen Neuzeit und Gegenwart
Malta 2023 – Wanderung vom Salina Nature Reserve zu St. Julian’s Bay

A cheetah a day

Dies und das

Tiere zeichnen „in 10 einfachen Schritten“. Das versprach das Buch, das ich neulich in Händen hielt. Mir war sofort klar – und mein Verdacht bestätigte sich beim Blick ins Buch, – es ist eines dieser Bücher, bei denen Schritt 1 bis 5 kinderleicht sind und bei Schritt 6 dann aus ein paar Linien und Kreisen plötzlich ein bildhübscher Eisbär wird, den man dann mal einfach so nachzeichnen soll. Schritt 10 ist dann jeweils das Colorieren, das ohne vorherige Fachausbildung sowieso in der Form in einem Schritt unmöglich scheint.

Aus diesem Grund war ich erst eher abgeneigt. Aber! 75 Tiere! Das sind dann schon eine Menge Tiere für ein so preiswertes Buch. Und so schwer kann es am Ende doch auch nicht sein, oder?
Mein Gedanke war der, dass es ja zum Zeichnen, abgesehen von einer Anleitung, ja hauptsächlich Übung braucht. Ich hatte früher bereits mit dem Gedanken gespielt, eine „a doodle a day“-Challenge in Angriff zu nehmen, bei der man jeden Tag einfach irgendetwas zeichnen soll. Weil wenn man jeden Tag zeichnet, wird man ja hoffentlich irgendwann mal besser.

Aber wenn ich jeden Tag ein völlig anderes Tier zeichne, dachte ich dann, wird mein Eisbär dadurch wirklich besser? Die Lösung lag nahe, einfach jeden Tag dasselbe Tier zu zeichnen. Also kaufte ich das Buch und begann mit dem ersten Tier – dem Gepard.

Nun ist es bezeichnend für mein Leben – und treue Leser werden ahnen, was jetzt kommt, – dass ich danach keinen einzigen Gepard mehr gezeichnet habe – bis heute. Dass das zweite Exemplar in irgendeiner Weise besser gelungen ist als das erste, lässt sich weder auf den ersten, noch auf den zweiten Blick behaupten. Höchstens merkt man, dass ich hochwertigere Buntstifte zur Hand hatte.

Macht aber nichts. Zwei Geparden sind besser als einer. Und irgendwann zwischendurch hatte ich immerhin einmal recht erfolgreich ein Pokémon gezeichnet. Das ist zwar kein Gepard, aber vielleicht wird man doch irgendwann auch besser im Zeichnen von Geparden, wenn man genug Pokémon zeichnet.