Homeschooling und wie das so ist mit Lernvideos

Dies und das

Ich habe mich mit dem neuen Konzept der Fernlehre recht schnell anfreunden können. Ich bin ein computeraffiner Mensch und versuche ohnehin seit Jahren, in meinen Unterricht mehr E-Learning einzubinden – bisher scheiterten meine Versuche meist an dem Unwillen meiner Schüler, ihr Smartphone für etwas anderes als YouTube und Snapchat zu benutzen.

Vorbereitet bin ich darauf, wie sich herausstellt aber trotzdem nicht. Ich habe zwar viele Ideen, die seit Jahren irgendwo auf der Ersatzbank meines Geistes auf Umsetzung warten, von heute auf morgen diese alle ins Spiel zu bringen, ist dann aber doch eine Herausforderung.

So habe ich unter Anderem entschieden, dass doch nun die perfekte Gelegenheit gekommen wäre, mein bereits in den Startlöchern eingeschlafenes Projekt umzusetzen, Lernvideos zu drehen. Ja, es gibt derer schon viele. Aber wie es mir auch oft mit Arbeitsblättern aus dem Internet oder Schularbeitsangaben von Kollegen geht, sie sind einfach nie genau das, was ich gerne hätte. Also dann doch lieber gleich selber machen.

Gesagt getan, erstes Video erstellt, wie in der zugehörigen Fortbildung gelernt, erst mal mit Powerpoint. Geht überraschend gut, alles schön intuitiv und einfach. Dauert Stunden. Ja, ich tue mir eindeutig zu viel an (wovor wir in der selben Fortbildung gewarnt wurden). Ja, ich könnte einfach ein Blatt Papier nehmen, alles schön aufschreiben wie auf die Tafel, dazu ein bissche quatschen und fertig (wie es in der selben Fortbildung zumindest für den Anfang empfohlen wurde). Nein, so mache ich das nicht. Lieber sitze ich eine ganzen Tag an einer nahezu perfekt animierten Powerpoint-Präsentation, mit Animationen, schönen Erklärungen, genau zum richtigen Zeitpunkt eingeblendeten Fragen und Antworten.

Dann tut sich das nächste Problem auf – ich habe ja gar kein Mikrophon. Also erst mal mit dem Bluetooth-Headset vom Handy probiert. Leider zum Vergessen, Verzögerung am Ende eines einminütigen Videoabschnitts – zwei Sekunden. Also mit dem Laptop aufgenommen. Geht besser, solange man sich während des Sprechens keinen Millimeter vor oder zurück bewegt.
Natürlich muss bei jedem Versprecher von vorne begonnen werden – noch ein ganzer Tag zum Vertonen. Video fertig, Dauer etwa 15 Minuten, Arbeitsaufwand etwa 15 Stunden.
Am Ende dann schließlich um teuer Geld ein professionelles Mikrophon bestellt.

Die Motivation bleibt aufrecht, mit neuem Mikro geht es frisch ans nächste Video – und das nächste Problem. Um die Konstruktion des Parallelogramms am Papier aufzuzeichnen, fehlt mir die Kamera. Also mal schnell das Smartphone mit Häkelgarn an das Stativ der Kamera gebunden. Wackelige Sache. Die Qualität lässt zu wünschen übrig. Vielleicht nächstes Mal noch eine Dokumentenkamera? Aber das Geld wächst ja nicht auf Bäumen!

Das zweite Video ist fast doppelt so lang wie das erste. Arbeitsaufwand ebenso.
In vier Tagen habe ich also meine ersten beiden Lernvideos gedreht, insgesamt dauern sie etwa so lange wie eine ganze Unterrichtsstunde.

Vielleicht also doch lieber Unterricht über Live-Stream? Damit würde ich aber meine Schüler vor genau jene Schwierigkeiten stellen, die ich gerade seit Tagen mit enormem Zeit- und nicht unerheblichem Kapitalaufwand zu überwinden versuche.

Alles in Allem halte ich Homeschooling für eine machbare Sache, die allerdings mehr Vorlaufzeit und Ressourcen bräuchte, als ihr in der aktuellen Situation gegönnt war. Für die nächsten vier Wochen fühle ich mich aber immerhin schon bereiter, als ich es für die letzten vier Wochen war. Immerhin habe ich ja schon 50 Minuten Videomaterial.

Die Ergebnisse meiner Arbeit kann man sich übrigens hier anschauen:
https://www.youtube.com/channel/UCoAm01-2KcFO3o0MZjcz8WA

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