Kürbisfest in Retz

Dies und das, Fotografie

Ich habe Kürbisfeste ja aus meiner Kindheit als etwas in Erinnerung, wo man durch einen Ort spaziert und auf jeder Bank sitzen Strohpuppen mit Kürbiskopf, geschnitzte Kürbisse liegen in allen Vorgärten, alles ist einfach voller Kürbisse und nett dekoriert und ab und zu gibt es dann auch irgendwo eine Kürbiscremesuppe. Vor Allem wurde alles von den Ortsansässigen organisiert. Jeder hatte damals einfach seinen eigenen Vorgarten dekoriert, dabei gab es immer wieder etwas zum Schmunzeln oder Staunen, weil jedes Haus anders aussah und es an jeder Ecke etwas zu entdecken gab.

Neu ist mir das Konzept, dass man durch eine karge, fast schon sterile Stadt in die Richtung geht, in die halt alle gehen, bis man zu einem fetten blauen Uniqa-Bogen kommt, wo man dann 8€ Eintritt bezahlt, um schließlich in einen eingezäunten Bereich geschleust zu werden, in dem es zwar auch ein paar Kürbisse, aber hauptsächlich Verkaufsstände gibt.

Man bezahlt also de facto Eintritt dafür, dass man dann bei verschiedenen Ständen Verschiedenes kaufen kann. Dabei haben die meisten Stände nicht einmal etwas mit Kürbissen zu tun. Die meisten davon kommen mir sogar recht bekannt vor, habe ich sie (oder ähnliche) doch auch schon bei anderen Veranstaltungen gesehen, die ebenfalls nichts mit Kürbissen zu tun haben. Lokale Betreiber habe ich eigentlich keine ausfindig machen können. All diese Verkäufer sind von irgendwoher angereist, um hier dieselben Dinge zu verkaufen, die sie wohl auch schon bei Mittelalterfesten, Oster- und Weihnachtsmärkten verkauft haben.

Man findet die typischen Holzartikel, gerade im Trend sind außerdem Hauben und Socken aus Alpaka-Wolle, diese bunten Reibeteller für Knoblauch gibt es auch, genauso wie Lederwaren. Von den meisten Ständen gibt es in exakt derselben Ausführung sogar mindestens zwei. Dann gibt es natürlich noch zahlreiche Buden mit Speis und Trank, wenn man Glück hat, ist sogar etwas kürbishaltiges dabei, sozusagen pro forma. Hungrig bleibt man zugegebenermaßen nicht, vorausgesetzt man hat genügend Geld in der Tasche.

Wer auf seine Kosten kommt, ist unsere Tochter. Trampolin, Karussell und Schminkzelt. Wer jetzt denkt, irgendetwas müsse doch im Eintritt von 8€ bereits inkludiert sein, der irrt. Gerade mal die Hüpfburg ist gratis, für alles andere zahlt man 6€ pro Fahrt. Was genau bekommt man also eigentlich für seine 8€? Tatsächlich nur den Zugang zu zahlreichen Möglichkeiten, mehr Geld auszugeben.

Aber eigentlich hatte ich ja Fotos machen wollen. Die Suche nach tatsächlichen Kürbisfest-Motiven entpuppte sich auf diesem Kürbisfest als wahre Challenge. Einige Aufnahmen habe ich dann doch geschafft. Ob sie die 8€ (plus 6€ mal sehr oft) wert waren, darüber kann man nachdenken, will man aber vielleicht nicht.

Alles in allem war es ein netter Nachmittag, vor Allem unsere Tochter hatte viel Spaß und möchte nächstes Jahr bestimmt wiederkommen. Schade war aber, dass das ganze doch recht generisch und lieblos wirkte. Das eingezäunte Gelände hätte man eins zu eins an jeden beliebigen Ort Österreichs packen können ohne einen Unterschied zu merken. Die Zeiten, in denen man beim Kürbisfest vor Allem den jeweiligen Ort und seine Bewohner kennenlernen konnte, sind wohl vorbei. Auch für die Einheimischen muss es schade sein, vom eigenen Kürbisfest derart ausgeschlossen zu werden, nämlich nicht nur durch die Art der Organisation, sondern tatsächlich durch einen Zaun.

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