Ich habe mich heute zum ersten Mal seit langem zu einem Laufbewerb angemeldet. Und das gerade jetzt, wo eigentlich derartigen alle Bewerbe abgesagt werden.
Es handelt sich um einen „Virtual Run“. Noch nie gehört? Ich auch nicht. Aber die Not macht halt scheinbar kreativ.
Wie der Lauf nun genau abrennt? Am großen Tag darf gelaufen werden – aber nur allein oder mit Menschen, mit denen man im selben Haushalt lebt (das kennen wir doch von irgendwoher), dafür aber mit App. Diese kann man immerhin selbst wählen. Wichtig ist nur, dass man seine Aktivität, inklusive gelaufener Strecke und benötigter Zeit, mit den Veranstaltern teilt. Und zwar zwischen 6:00 und 18:00.
Und jetzt kommt’s. Ich habe von diesem Lauf über einen Newsletter erfahren. „Nette Idee“ dachte ich, bin dabei. Aus Interesse habe ich dann ein bisschen gegoogelt, ob es denn vielleicht, unter Umständen, noch ein oder zwei weitere derartige Events gibt. Und siehe da – es gibt dutzende. Weltweit.
Überhaupt hat sich hier offenbar ein völlig neues Geschäftsmodell entwickelt. Während der von mir auserwählte Bewerb eigentlich im Wiener Prater hätte stattfinden sollen und nun quasi als Notlösung zu einem stark reduzierten und in Wahrheit beinahe nonexistenten Startgeld auf Home-Training umgestellt wird (Finisher-Medaille bekommt man nach dem ordnungsmäßigen Hochladen der Zeit per Post), gibt es inzwischen dutzende Internetseiten, die einem zu teils horrenden Preisen knallbunte und peppige Finisher-Medailline zuschicken. Die eigene Zeit kann man dann, falls man Lust hat, einfach auf einer Facebookseite posten. Falls man keine Lust hat, hat man eben einfach gerade um 35€ eine bunte Medaille zum an die Wand Hängen gekauft.
Wie gesagt, die Kriese macht offenbar kreativ, nicht nur was Notlösungen, sondern auch, was Abzocken betrifft. Dabei wäre etwa das Konzept eines internationalen Virtual Runs, bei dem Sportbegeisterte weltweit zur selben Zeit, oder zumindest am selben Tag, für eine guten Zweck laufen, durchaus ein nicht unschönes.
Ich werde meine Recherche noch ein wenig fortsetzen. Vielleicht führt ja mein Weg vorbei an dubiosen Online-PopUp-Stores doch noch zu dem ein oder anderen sinnvoll angelegten Event.