Jede Familie, jeder Arbeitsplatz, jeder Freundeskreis hat einen „Computer guy“, die Person, die sich mit Computern eine Spur besser auskennt als die anderen und zu dem man deshalb mit jeder Frage kommt. Ich bin das zeitweise bei der Arbeit, wo ich schon so manche Pause damit verbracht habe, einer Kollegin eine Email auszudrucken oder ein Bild aus dem Internet in Word einzufügen.
Ich bin zum Glück nicht der „Computer guy“ unserer Familie, da gibt es mindestens zwei, die sich besser auskennen als ich.
Aber zu Weihnachten habe ich festgestellt, ich bin der „Choir guy“. „Super, dass heuer jemand Weihnachtslieder singt! (Du singst doch in einem Chor, oder?)“.
Ich will ja niemanden enttäuschen, aber in einem Chor zu singen macht einen nicht zu einer tollen Solistin. Eher das Gegenteil. Beim Lieder summen in der Adventzeit ist mir aufgefallen, dass das Chorsingen der Kenntnis von Weihnachtsliedern nicht förderlich ist. Warum? Weil man tatsächlich den Text mit den anderen Stimmen teilen muss. Da kommt dann sowas raus:
Chestnuts roasting on an open fire,
Jack Frost nipping at your oh oh oh
Yule tide
sung choir
and folks dressed up like eskimos (ist das überhaupt politisch korrekt?)
Schlussendlich war ich dann doch irgendwie zeitweise die einzige, die gesungen hat – was mir übrigens extrem unangenehm ist. Ja, glaubt es ruhig, nur weil ich in einem Chor singe, heißt das nicht, dass ich möchte, dass man mich hört. Eher das Gegenteil, deshalb singe ich ja in einem Chor.
Was gab es Weihnachten noch so?
- Sieben kleinere und größere Weihnachtsfeiern in vier Tagen.
–> Nächstes Jahr nicht unbedingt gerne wieder. - Geschenke einkaufen und Kekse backen erst am Tag vor Weihnachten.
–> Definitiv nie wieder. - Weihnachten bei der Schwiegermutter.
Eigene Familie auf einen anderen Tag vertröstet, auf ausdrücklichen Wunsch
tagelang Weihnachtslieder auf der Gitarre eingeübt, um am nächsten Tag zu
hören, wie traurig es doch sei, dass Weihachten heuer nicht schön genug war.
–> Nächstes Jahr Punsch mitbringen. - Geschenk für ebenjene Schwiegermutter.
In den Augen der Schwiegertochter ein gutes Geschenk, mit Stolz überreicht,
weil nach Meinung ebenjener Schwiegertochter und Studium der
Artikelbeschreibung genau passend, jeder Satz des Klappentextes wie eine
Antwort auf eine der bei vergangenen Begegnungen geführten
Konversationen. Ein Beweis, dass man zugehört hat, dass man unterstützen
möchte.
Dann beim Öffnen des Geschenks der kritische Blick und ein:
„Aha, und was war da jetzt die Idee dahinter?“
–> Nächstes Jahr Geschenk für die Schwiegermutter nicht ohne beigelegtem
Essay über die Beweggründe des Schenkens und den Sinn von Weihnachten.
Alles in Allem war Weihnachten aber heuer sehr gelungen. Das erste mal seit überhaupt immer haben meine Eltern, meine Schwester und ich alle gemeinsam etwas gespielt. Gelobt sei Dixit.
Das erste Mal sind mir Kekse halbwegs gut gelungen. Gelobt sei das neue Backrohr.
Und das erste Mal bin ich nach Weihnachten tatsächlich froh, dass jetzt erst mal ein Jahr Pause ist.