
“Haben Sie gerade Ihre Schuhe fotografiert?” hat mich neulich niemand gefragt. Ich habe mir allerdings vorgestellt, dass es mich jemand gefragt hätte. Die Frage wäre berechtigt gewesen. Ja, ich habe gerade meine Schuhe fotografiert. Warum? Das weiß keiner so genau. Doch Schuhfotos haben Tradition. Schon als ich noch in die Schule ging haben wir gerne unsere Füße aneinandergereiht und sie fotografiert, je mehr umso lustiger. Und jetzt sehe ich sie bei meinen Schülern auf Instagram – genau die gleichen Schuhfotos. Man merkt nicht, dass zehn Jahre vergangen sind, selbst die Marken sind die gleichen. Warum tun wir das alle? Eine Theorie wäre, dass man seine Schuhe so schön unauffällig unter dem Tisch fotografieren kann. Eine andere, dass man in Wahrheit gerade tatsächlich nichts Besseres zum Fotografieren hat. Dieses Foto hier oben, das ich in der U-Bahn aus purer Langeweile aufgenommen habe, ist nicht einmal ein gutes Foto. Muss es auch nicht sein, hat man mir gesagt, wenn es für Instagram ist. Stimmt wohl. Naja, ich bin jedenfalls gespannt, ob der Trend sich auch die nächsten zehn Jahre hält.
Und nun zu einem ganz anderen Thema: Brauche ich diesen Blog? Wahrscheinlich nicht. Aber ganz ehrlich – braucht irgendjemand einen? Nun, jeder hat einen – aber das beantwortet genau genommen die Frage nicht. Doch es hat tatsächlich jeder einen. Selbst bei Tipps für das erste eigene Buch steht oft ganz oben: “Nehmen Sie einfach Ihren Blog und machen Sie ein Buch daraus.” Na schön, warum nicht, schlimmer als “Feuchtgebiete” kann es ja nicht mehr werden. Dennoch stehe ich der ganzen Bloggerei nach wie vor etwa skeptisch gegenüber. Ich meine – wen interessiert das? Hat dieser Text hier gerade irgendjemanden interessiert? Würde jemand Geld dafür zahlen, es in einem Buch zu lesen? Wenn ja, na dann hält mich nichts mehr auf.